Annika Krump


Do. 5. Dezember 2013
20.00 Uhr
"Berlin ist eine Frau"
Annika Krump singt
Berliner Chansons aus 10 Jahrzehnten

Musikalische Soirée


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Annika Krump - Berlin ist eine Frau
Foto: Annika Krump - Berlin
© George Steffens
Musikalisch klingt dieses Jahr aus mit Chansons aus 10 Jahrzehnten. Wieder ist Annika Krump mit ihrem Akkordeon Protagonistin einer musikalischen Soirée mit einem Programm, das im Oktober 2012 in New York City Premiere hatte. Unter dem Titel "Berlin ist eine Frau" gestaltet sie diesmal eine ganz persönliche Zeitreise über ein Jahrhundert Berlin von 1912 bis heute. Die spannendsten Frauen der deutschen Chansonkultur (z.B. Claire Waldoff, Blandine Ebinger, Lotte Lenya, Marlene Dietrich, Hildegard Knef u.a.) erzählen in der Interpretation von Annika Krump die Geschichte Berlins zwischen Weimarer Zeit, Weltwirtschaftskrise, Mauerbau und darüber hinaus. Zwischen 1933 und 1945 war das Chanson übrigens staatlich verboten.

Zwischen den Chansons kommen die Sängerinnen im O-Ton zu Wort und werden in kurzen Episoden aus ihren Autobiographien vorgestellt. Zu den Songs läuft eine Slide-Show mit ausgewählten Fotos, in der die Entwicklung Berlins und seiner Frauen sichtbar wird.

Das Programm war eine Auftragsarbeit der New York University und führte unsere musikalische Verwandlungskünstlerin anschließend auf eine erfolgreiche Tour durch Boston und Hanover. Wir sind sicher, daß auch unser Saal an diesem Abend sehr voll sein wird.


Veranstaltung: Annika Krump "Berlin ist eine Frau"



Aus der Einführung von Mira Maase

Ja, wenn Annika Krump zum Ausklang dieses Jahres bei uns ihr Chansonprogramm nennt "Berlin ist eine Frau", dann wundern sich viele vielleicht über diese kühne Metapher. Deshalb will ich in aller Kürze darauf hinweisen, daß sie im Grunde zurückgreift auf einen altgriechischen Mythos, der ein paar Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung voll am Leben war: Ich meine die neun Musen, Töchter von Zeus und Mnemosyne, die also olympische Frauen waren mit vielen Zuständigkeiten für die Kunst und sogar die Wissenschaften. Ich nenne nur zwei: Euterpe und Polyhymnia. Euterpe war die Freudenbringerin und Muse der Tonkunst. Polyhymnia war die Liederreiche und die Muse des Gesangs. Dazu zählt außerdem eine Nymphe namens Syrinx, und es ist sehr interessant, wie unser Philosoph Ernst Bloch in seinem Buch »Zur Philosophie der Musik« sie für alle Zeiten mit zu den Urheberinnen von Musik, Gesang und Flötenkunst bezeichnet hat:

Pan jagte sich mit Nymphen, stellt einer dieser, der Baumnymphe Syrinx, nach. Sie flieht vor ihm, sieht sich durch einen Fluß gehemmt, fleht die Wellene an, ihre »liquidas sorores«, sie zu verwandeln, Pan greift nach ihr, da hält er nur Schilfrohr in Händen. Während seiner Klagen um die verlorene Geliebte erzeugt der Windhauch im Röhricht Töne, deren Wohlklang den Gott ergreift. Pan bricht das Schilf, hier längere, dort kürzere Rohre, verbindet die wohlabgestuften mit Wachs und spielt die ersten Töne, gleich dem Windhauch, doch mit lebendigem Atem und als Klage. Die Panflöte ist so entstanden. Die Nymphe wurde das Schilfrohr, das Instrument heißt gleich ihr Syrinx; bis heute nur ist noch nicht recht bekannt, wie die Musik selber heißt und wer sie sei.

Wie mag diese Musik geklungen haben an ihrem Ursprung? Wir können nur eines vermuten: Sie klang sehr poetisch. Poesie hat also das weibliche Geschlecht zur Mutter und ist damit Ausdruck der weiblichen Phantasie.

Wenn wir uns nun beim Klang des Chansons daran erinnern, daß den Griechen Musen und Nymphen als Quelle jenes poetischen Klanges galten, den sie Musik nannten, dann vergessen wir nicht, daß das deutsche Wort Musik abgeleitet ist aus dem griechischen Wort musa.

Annika Krump hat als letztes ihrer Stücke übrigens selber ein Chanson geschrieben, das Sie am Ende ihres Programms heute hören werden.


Veranstaltung: Annika Krump "Berlin ist eine Frau"

Veranstaltung: Annika Krump "Berlin ist eine Frau"

Veranstaltung: Annika Krump "Berlin ist eine Frau"

Veranstaltung: Annika Krump "Berlin ist eine Frau"
Veranstaltung: Annika Krump "Berlin ist eine Frau"

Veranstaltung: Annika Krump "Berlin ist eine Frau"



Veranstaltung: Annika Krump "Berlin ist eine Frau"

Veranstaltung: Annika Krump "Berlin ist eine Frau"
Fotos: © Hans-Peter Mundt

Do. 6. Dezember 2012
20.00 Uhr

Zum Thema Glück

»In 80 Minuten um die Welt«

Ein musikalischer Abend mit Annika Krump


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So, wie wir dieses Jahr musikalisch eingeleitet haben, wollen wir es auch beenden: Die Berliner Performancekünstlerin Annika Krump wird mit ihrem Akkordeon diesmal "in 80 Minuten um die Welt" führen. Eine Reise durch 17 Länder und Sprachen: Deutsch, Jiddisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Griechisch, Kroatisch, Rumänisch, Russisch, Polnisch, Japanisch, Hindi, Ladakhi, Khmer, Tagalog und Xhosa. Miriam Makebas »Click-Song« wird dabei sein, Carlos Gardels »Volver«, die philippinische Version von »La Paloma«, ein Chanson von Edith Piaf und eins von Kurt Weill. Dazwischen übersetzt Annika Krump die Liedertexte und erzählt auf Deutsch, wer sie ihr und wo beigebracht hat.

Zum Ausklang dieses Jahres wieder ein Abend voller Poesie und hintergründigem Witz mit dieser ungewöhnlichen Bühnenerscheinung aus Berlin mit einem multilingualen und poetisch-komischen Soloprogramm.



Aus der Einführung von Mira Maase

Wir haben Sie eingeladen zum Thema Glück, und Sie sind gekommen. Offenbar sind Sie an diesem Thema sehr interessiert. Ich habe mich zur Einführung ein bißchen umgehorcht und kundig gemacht, wie das deutsche Wort "Glück" in den verschiedenen Sprachen gesprochen wird, und meine Liste umfaßt tatsächlich 11 Sprachen: Auf Englisch heißt es happiness, auf Französisch le bonheur, auf Italienisch felicità, im Griechischen nennt man es evdichia, im Spanischen sagt man dazu la felicidad, im Portugiesischen felicidade, auf Russisch heißt es schastje, im Polnischen klingt es so: szczescie, im Niederländischen nennt man es het geluk, das rumänische Glück heißt noroc, und in der Sprache der Philippinen, die Tagalog heißt, wird es suwerte genannt.

So viele Länder - so viele Sprachen! Wir haben einen kleinen Filmbeitrag, der erst vor kurzem entstanden ist mit unserem heutigen Gast. Sie tritt als Außerirdische auf, die das Wort "Glück" nicht kennt, weil es das nur auf der Erde geben soll, und sie fragt deshalb alle Menschen, die sie in Berlin trifft, was das Wort "Glück" für sie bedeutet. Danach wird sie dann als unsere heutige Glücksbringerin mit ihrem Akkordeon auftreten und uns abermals entzücken in 17 Sprachen damit, was sie über das Glück gelernt hat.


Link zum "Glücks-Film" von Annika Krump



Veranstaltung Annika Krump - In 80 Minuten um die Welt 6.12.2012

Veranstaltung Annika Krump - In 80 Minuten um die Welt 6.12.2012   Veranstaltung Annika Krump - In 80 Minuten um die Welt 6.12.2012

Veranstaltung Annika Krump - In 80 Minuten um die Welt 6.12.2012   Veranstaltung Annika Krump - In 80 Minuten um die Welt 6.12.2012
Fotos: © Peter Worm

Do. 2. Februar 2012
20.00 Uhr

"Une Soirée de Poésie"

»L'Accordéon!«
Französische Chansons
Ein Abend mit Annika Krump

Eine musikalische Soirée


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Es ist uns gelungen, die Berliner Performancekünstlerin Annika Krump, auch unter dem Namen Palma Kunkel und Mademoiselle Papillon bekannt, für einen Abend in unserem Kulturzentrum zu engagieren. Französische Chansons, gesungen und gespielt auf einer lindgrünen Hohner-Lucia IV von 1965, entführen uns in das Paris der Kellerbars: zu Chansons von Barbara, Edith Piaf, Serge Gainsbourg, Boby Lapointe, Charles Trenet und Juliette Gréco – die deutsch-französische Versöhnung in »Göttingen«, ein humorvolles Französisch-Diktat »Ta Katie t'a quitté«, der Aufstand der Pariser Kommune mit »Temps des Cerises«, die Sehnsucht nach Liebe in Edith Piafs letztem Chanson »L'homme de Berlin«, und natürlich nicht zu vergessen »L'Accordéoniste« und »L'Accordéon«! Auch diese Eigenproduktion der vielseitigen Künstlerin hat nicht nur in Europa, sondern auch in Indien, Australien und den USA ihren Weg gemacht.


Annika Krump - Veranstaltung L'Accordéon 2.2.2012   Annika Krump - Veranstaltung L'Accordéon 2.2.2012

Annika Krump - Veranstaltung L'Accordéon 2.2.2012

Annika Krump - Veranstaltung L'Accordéon 2.2.2012   Annika Krump - Veranstaltung L'Accordéon 2.2.2012
Fotos: © Peter Worm   


Aus der Einführung von Mira Maase:

Mesdames et Messieurs, chers amis - oder auf deutsch: Meine Damen und Herren, liebe Freunde, willkommen zu unserem poetischen Chanson-Abend mit der Singenden Tellermiene, Palma Kunkel, Mademoiselle Papillon und wie sie sich sonst noch nennen mag, diese freche Berliner Performancekünstlerin Annika Krump. Schon einmal hat sie in diesem Kulturzentrum das Publikum begeistert als Palma Kunkel mit den Galgenliedern von Christian Morgenstern in der musikalischen Begleitung von Jojo Büld an der Weltraumorgel.

Mehr zu ihrer Person:

Annika Krump war Künstlerin des Cirque du Soleil in Paris und hat in mehreren Shows des Chamäleon Varietés in Berlin mitgewirkt. 2010 spielte sie in der vom Bauhaus inspirierten Varieté Show »Morgensterne« im Friedrichsbau Varieté in Stuttgart.

Mit dem legendären blinden Akkordeonisten Otto Lechner eröffnete sie 2008 das Akkordeon Festival in Wien mit dem Duo-Programm »Auf den Händen wanderst du«.

An den Hamburger Kammerspielen, die einstmals von Ida Ehre geleitet wurden und die Uraufführung von Wolfgang Borcherts »Draußen vor der Tür« produzierten, hat Annika Krump im Jahr 2000 das Programm »Früher war ich Existentialistin, heute bin ich Handtaschenträgerin« mit Schwarzen Wiener Liedern gestaltet.

Seit 2011 unterrichtet Annika Krump als Dozentin Zirkuspädagogen im Fach "Clown goes music". Und seit diesem Jahr 2012 gibt es zusammen mit dem Kabarettisten und Pantomimen Thorsten Heinze in Berlin-Mitte den »Zirkus Willisia«, in dem sie monatliche Reihen namens »L'heure d'or« und »Salon Papillon« mit Gästen bestreitet - eine Adresse, die es in sich hat, liegt sie doch betont im "berüchtigten Ganovenviertel". Seit 2008 ist sie auch mit ihrem Soloprogramm »Accordeon« auf Tour, das im ORF-Radiokulturhaus in Wien Premiere hatte.

Soviel also zur Einführung unserer vielseitigen Performancekünstlerin und ihrer musikalischen Soiree mit französischen Chansons auf der lindgrünen Hohner-Lucia IV von 1965, mit der wir nun in das Paris der Kellerbars entführt werden sollen.


Do. 21. September 2006
20.00 Uhr
Einmaliges Gastspiel

Palma Kunkel & Die Nachtschelme
Annika Krump (Berlin) mit
Morgensterns Galgenliedern

Ein Theaterabend mit Musik
Komposition: Florian Grupp
Mit Jojo Büld, Hammondorgel und Keyboard


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Annika Krump (Schauspielerin, Sängerin, Akkordeonistin) ist die Verkörperung von Morgensterns seelenzarter Poesiefigur Palma Kunkel. Die Nonsens-Gedichte seiner »Galgenlieder« werden, frisch vertont wie "Das Mondschaf" oder "Der Rabe Ralf", so rezitiert, daß ihnen die hundert Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung nicht anzumerken sind. Morgensterns Sprachgrotesken sind ein poetischer Angriff auf den materialistischen Zeitgeist der Darwinschen Evolutionstheorie.

"Die Galgenpoesie ist ein Stück Weltanschauung. Es ist die skrupellose Freiheit des Ausgeschalteten, Entmaterialisierten, die sich in ihr ausspricht. Der Galgenbruder ist die beneidenswerte Zwischenstufe zwischen Mensch und Universum. Nichts weiter. Man sieht vom Galgen die Welt anders an und sieht andere Dinge als Andere." (Christian Morgenstern)

Annika Krump - Palma Kunkel, Foto: Kasskara
Foto: © Kasskara

Annika Krump - Palma Kunkel & Die Nachtschelme - Veranstaltung im Kulturzentrum 21. September 2006_1
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Annika Krump - Palma Kunkel & Die Nachtschelme - Veranstaltung im Kulturzentrum 21. September 2006_27


Der Literaturkritiker Albert Soergel (1880-1958) über Christian Morgenstern


Als Sohn und Enkel von Künstlern, deutschen Landschaftern von Ruf, wächst Christian Morgenstern (1871-1914) heran: ein Mensch, der mit dem geistigen Erbteil der Bestimmung zum Künstler auch das leibliche Erbteil der Bestimmung zu frühem Tode empfangen hatte, zu dem Bitteren verurteilt, sich immer "sagen zu müssen, daß man zwischen fünfunddreißig und fünfundvierzig zu erledigen hat, was man zwischen fünfundvierzig und sechzig hätte sollen erledigen können". Ein Geistiger in ungeistiger Zeit, der zunächst mit Humor und Phantastik, die die Kunst als Spiel nimmt, sich wehrt; ein Geistiger, dessen Hang zum Gedanklichen und schwerer Grüblerernst am Verse sich klar ringen, eine sich langsam entwickelnde, mit Melodie sich füllende Formensprache gewinnen; ein Geistiger, der nach dunklen Jahren schwermütigen Lächelns in seiner letzten Lebenszeit zu unirdischen Höhen entschwebt. Als er – einer der letzten wahren deutschen Christen – 1914 in Meran an der Schwindsucht stirbt, ist er schon jahrelang ein Verklärter, hat er sich zu dem geläutert, was seine Eltern unbewußt vielleicht als sein letztes Ziel bestimmten, indem sie ihn "Christian" nannten.


Früher erscheint, wird fertig und auch bekannt der Phantast und Humorist. Er tritt zuerst hervor mit dem "Studentenscherze" des »Horatius travestitus« (1897) und dem »Zyklus humoristisch-phantastischer Dichtungen: In Phantas Schloß« (1895). Nicht daß der Untertitel des frühesten Buches seine Welt erschöpfte: wir, die wir des Dichters Entwicklung kennen, horchen auf, wenn wir jetzt wieder das Hohelied mit dem Kehr- und Leitspruche: "Auf allen Sternen ist Liebe!" lesen. Aber im ganzen umschreibt der Untertitel doch sein Reich. Da zeichnet dieser Malersohn und –enkel mystisch-phantastische Landschaftsbilder und –bildchen. Sonne, Wolken, Mond regen etwa zu irgendeinem irdischen Vergleiche an, und der Vergleich ist meist der Keim einer himmlischen Szene. Als eine große glänzende Seifenblase erscheint der aufgehende Mond. Woher? Pan, der heitere Gott, der im Dickicht liegt, blies sie auf seinem Teiche, nun blickt er mit klopfendem Herzen und verhaltenem Atem ihr nach, wie sie "schimmernd vom Winde getragen, über die Lande, immer höher steigt, die zerbrechliche Kugel". Oder der Mond wird zu einem alten van Dyck: einem runden, gutmütigen Holländergesicht mit einer mächtigen, mühlensteinartigen, cremefarbenen Halskrause. Ein wenig erzwungen muten Bilder und Szenen manchmal an, gequält der Humor, farblos ist oft noch die Sprache. Einen eigenen echten Stil hat erst der Dichter der »Galgenlieder« (1905) und des »Palmström« (1910) gefunden.


Das Erscheinungsjahr der »Galgenlieder« ist nicht das Entstehungsjahr; wie die späteren Auflagen neue bringen, wie nach Morgensterns Tode zwei ganze Bändchen (»Palma Kunkel«, »Der Gingganz«) diese Art Dichtungen vermehrten, so gehen die frühesten Galgenlieder bis in die neunziger Jahre zurück, "entstanden für einen lustigen Kreis, der sich auf einem Ausflug nach Werder bei Potsdam, allwo noch heute ein sogenannter 'Galgenberg' gezeigt wird, wie das so die Laune gibt, mit diesem Namen schmücken zu müssen meinte". Schon ihr Ton, ihre Rhythmik, ihr durch meist dunkle Laute erzieltes Klangbild wirkt zwingend. Hermann Hesse hat darauf hingewiesen, wie wundervoll hier ein "Ironiker mit der Technik spielt" und "an einigen unendlich formschönen Gedichten mit völlig verrücktem Inhalt" zeigt, "daß schöne Verse rein als solche große Wirkung tun können". Köstlich ist ihre "groteske" Komik, mancher Einfall wirkt wie eine Parodie auf irgendeinen modernen "tiefsinnigen" Dichter, ist aber doch nur Ausdruck einer reinen Freude am Grotesk-Lustigen. Immer wieder hat Morgenstern schon zu seinen Lebzeiten betont, daß ihm nichts ferner gelegen habe als etwa mit dem »Gebet« eine Parodie auf Nietzsche, mit dem »ästhetischen Wiesel« eine auf Dehmel zu schreiben. Der Nachlaßband »Über die Galgenlieder« (1921) stellt diese Äußerungen zusammen. Die ersten beiden Leitsprüche zu dieser Würdigung sagen gedrängt dann nochmals, wie man diese freischwebenden Gebilde genießen soll:

Wenn ich die Welt durchs Prisma meines Witzes

fallen lasse – wievielmal ihr Bild

gebrochen wird – oft weiß ich selbst es kaum.


Erlösen sie nicht von Erdenschwere, diese ganz geistigen Gebilde?!
Oder: ist sie nicht köstlich, die Geschichte vom Lattenzaun, dem man den Zwischenraum zwischen seinen Latten wegnimmt, oder vom Knie, das einsam durch die Welt geht, weil der Mann im Kriege "um und um" erschossen ward?! Oder die Mär vom Steinochs oder der Mitternachtsmaus. Oder die Szene, wo Perfekt und Imperfekt mit Sekt aufs Futurum anstoßen?! Ist sie nicht köstlich, die Zeile: "Die Möwen sehen alle aus, als ob sie Emma hießen."

Christian Morgenstern: "Galgenlieder", Bucheinband von 1908, Bruno Cassirer Verlag
(Bucheinband von 1908, Bruno Cassirer Verlag)
Es ist unsinnig, hier von "Unsinn" zu reden, Morgenstern würde auch zu Hesses Wort von "den Gedichten mit völlig verrücktem Inhalt" den Kopf geschüttelt haben. "Aus Geistigkeit" sind sie hervorgegangen. "Sie vermitteln," meint Morgenstern selbst, "wenn ich hier selbst richtig sehe, dem gegenwärtigen Menschen vor allem eine gewisse – Entspannung. Von einer Zeit umfangen, die im wesentlichen von Gelehrten ihre Parolen empfängt und demgemäß auf allen Seiten zur Sackgasse verurteilt ist, meint er vor solchen Versen gleichsam aufzuatmen, als in einer Atmosphäre, in der die erdrückende Schwere und Schwerfälligkeit des sogenannten physischen Plans, der heute mit dem ganzen bitteren Ernst einer gott- und geistlos gewordenen Epoche als die alleinige und alleinseligmachende Wirklichkeit dekretiert wird, heiter behoben, durchbrochen, ja mitunter völlig auf den Kopf gestellt zu sein scheint.

Außer dem aber, daß sie entspannen, machen sie zugleich Lust, ihre närrische, aber darum in sich nirgends unlogische, nirgends unkonkrete Welt geistig nachzuimprovisieren und locken damit die heute so beengte und zurückgedrängte Phantasie auf einen höchst erwünschten Tummelplatz."


(aus Albert Soergel, Dichtung und Dichter der Zeit, Leipzig 1927)
Fotos: © Peter Worm

Biographie VITA ANNIKA KRUMP

Musikalische Verwandlungskünstlerin

Unterwegs

Seit 1993 bin ich professionell als Performancekünstlerin mit meinen Eigenproduktionen auf Festivals, Theater – und Varietébühnen in Deutschland, Österreich, Luxemburg, Holland, Italien, der Schweiz und Türkei, Indien, Australien und den USA unterwegs. Ich wurde mehrfach zu Konzerten nach New York eingeladen, von Goethe-Institut, German Forum und der New York University (Deutsches Haus).

Akkordeon

1993 habe ich auf einer Ostberliner Strasse ein Weltmeister - Akkordeon gefunden – in einem Container. Der Beginn einer großen Freundschaft.

Mein erstes Solo-Programm habe ich 2007 auf die Bühne gebracht – Französische Chansons, »Accordéon!«, das in Wien im ORF-Radiokulturhaus Premiere hatte. Zusammen mit dem Wiener Akkordeonisten Otto Lechner habe ich dann 2008 das Internationale Akkordeonfestival Wien mit dem Duo-Programm »Auf den Händen wanderst Du« eröffnet. Seit April 2012 spiele ich mein Programm »In 80 Minuten um die Welt – AcCŒURdeon« mit Internationalen Chansons in 17 Sprachen. Im Oktober 2012 hatte mein Programm »BERLIN IST EINE FRAU« Premiere in New York, im Deutschen Haus der New York University mit anschließender Tour durch Boston und Hanover.

Circus & Varieté

Die Kunstfigur »Palma Kunkel – Die singende Tellermiene« habe ich Anfang der 90er in Berlin erfunden. Neben meinen eigenen Konzerten war ich mit ihr auch Gastgeberin, u.a. mit dem »Grünen-Mittwochs-Salon« in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und mit der Varietéshow »Palma Kunkel lädt ein...« im Tränenpalast. Mitte und Ende der 90er Jahre war ich Künstlerin des Cirque du Soleil und habe in mehreren Shows des Chamäleon-Varieté Berlin mitgewirkt. 2010 hat mich der Regisseur Ralph Sun für die vom Bauhaus inspirierte Varietéshow »Morgensterne« für drei Monate in das Friedrichsbau Varieté nach Stuttgart geholt als Hauptfigur des Abends.

Im Dezember 2011 habe ich in Berlin-Mitte den SALON PAPILLON gegründet. Als »Mademoiselle Papillon« lade ich dort jeden 17. im Monat einen Eintagskünstler ein.

Theaterarbeit

Für die Gruppe »Meine Damen und Herren« (das Hamburger Pendant zu Rambazamba in Berlin, hervorgegangen aus der Band Station 17) habe ich am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg 2006 und 2008 als Musikalische Leiterin und Theatermusikerin die Kompositionen und den musikalischen Part der Stücke »Traumgedusel« und »Dideldum!« (Regie: Martina Vermaaten) realisiert, zusammen mit dem Musiker Jojo Büld.

»Früher war ich Existentialistin, heute bin ich Handtaschenträgerin« war ebenfalls eine Produktion, die ich in Hamburg realisiert habe, dank der Hamburgischen Kulturstiftung. Zusammen mit dem Pianisten Joachim Kuntzsch habe ich das Programm als Künstlerische Leiterin und Protagonistin an den Hamburger Kammerspielen im Jahr 2000 heraus gebracht. Eine neue Kunstfigur »Die Handtaschenträgerin« war geboren und ich konnte meiner Vorliebe für Schwarze Wiener Lieder von Gerhard Rühm, Konrad Bayer und Andreas Okopenko nachgehen.

In der Spielzeit 2003/04 hat mich der Regisseur David Mouchtar-Samorai an das Theater an der Josefstadt nach Wien geholt, als Akkordeonspielerin und Schauspielerin für das Stück »Der grüne Kakadu« von Arthur Schnitzler.

Volksbühne

Meine "Ausbildung zur Theaterfrau" habe ich Anfang der Neunziger Jahre an der Volksbühne Berlin genossen, in der Zusammenarbeit mit dem Chefdramaturgen Matthias Lilienthal, als Dramaturgieassistentin in Produktionen von Christoph Marthaler, Christoph Schlingensief und Johann Kresnik, und als Regieassistentin von Christoph Marthaler und Herbert Fritsch, sowie als Regiehospitantin bei Frank Castorf zu Beginn. Diese beiden Jahre und die Begegnung mit vielen interessanten Künstlern waren sehr prägend für die Entwicklung meiner eigenen Kunst.

Dozentin

Seit 2011 unterrichte ich Zirkuspädagogen und Jugendliche in dem Fach »Clown & Musik« u.a. beim Internationalen Comedy Shake II in Berlin, der BAG Zirkuspädagogen - Fachtagung in Hannover 2011, beim 13. Internationalen Jugendtheatertreffen in Temeswar, Rumänien 2012 und bei dem "European Forum of History and Arts" des Cross Border Network in Luxemburg 2013.



Internet

www.annikakrump.com

www.tellermiene.de

www.palmakunkel.com

Texte der Galgenlieder bei "Projekt Gutenberg-DE"

Video-Kanal von Annika Krump auf youtube


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