Buchhandlung - Buch des Monats

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In dieser Rubrik stellen wir Bücher vor, die uns in der Fülle der Neuerscheinungen aufgefallen sind, weil sie zur aktuellen Lage der Gesellschaft etwas zu sagen haben. Wir machen auf sie aufmerksam, damit sie nicht im Mainstream der veröffentlichten Meinungen untergehen. Ihr Signum ist die Information, die uns die Medien vorenthalten.

März 2015 Cover: DVD Wachstum - Was nun?

»Wachstum - was nun?«
Ein Dokumentarfilm von
Marie-Monique Robin


arte edition, absolut MEDIEN 2014
Sprachen: Deutsch, Französisch, Englisch
ISBN 978-3-8488-4034-2
DVD 93 Min. Länge, € 15,-


Bücher sind inzwischen nicht nur Bücher. Wer sich über gewisse Themen schnell informieren will, muß manchmal zu gut zusammengestellten Dokumentarfilmen wie dem von Marie-Monique Robin greifen. Diese Filmemacherin, geboren 1960, beschäftigt sich mit der Wachstumskrise des modernen Kapitalismus, die durch immer mehr "Wachstum" bewältigt werden soll. Was durch sonst keine Medien gemeldet wird: Die Armen der Welt beginnen sich zur Verteidigung der Erde zu organisieren. Statt die Supermärkte zu plündern, beginnen sie mit Unterstützung von Gemeindezentren, verödetes Land urbar zu machen und ökologisch zu bewirtschaften. Der Film zeigt an Beispielen aus Kanada, Argentinien, Dänemark, Brasilien, Nepal und anderen Ländern, wie wichtig und zukunftsweisend diese Initiativen sind, in denen zugleich Gemeinschaftsgefühl, Solidarität und Eigenverantwortung gelernt werden. Bis schließlich mit Bhutan, einem der ärmsten Länder der Welt, der König auftritt und mit einem Programm, das "Bruttosozialglück" heißt, die moderne Utopie verwirklicht.

Dezember 2014
und Januar 2015
Buchcover Dieter Wellershoff "Ans Ende kommen" »Ans Ende kommen«
Dieter Wellershoff erzählt
über Altern und Sterben


Audio-CD, 66 Minuten
supposé Verlag, Berlin 2014
ISBN 978-3-86385-009-8, € 18,-
www.suppose.de


Wer hier in seiner Kölner Privatwohnung über das Altern und das nahende Lebensende spricht, ist der Schriftsteller und langjährige Verlagslektor Dieter Wellershoff (geb. 1925). Arbeitsdienst, Militärdienst, Verwundung und Kriegsgefangenschaft liegen hinter ihm; nun spricht ein wahrhaft reifer Mensch ohne Manuskript einen Monolog über die Kristallisationspunkte im Leben eines 88-Jährigen. Wie geht es einem, für den das Altern ein lebenslanger Prozeß gewesen ist und der nun seine eigene Identität ohne Jammern selbst gegen seine Enkelkinder verteidigt, für die er eine intensive Stunde sich Zeit nimmt, "aber dann müssen sie gehen!" Wenn wir ihm zuhören, hören wir einen überraschend vitalen Erzähler, der zugleich ein Philosoph des Stoizismus zu sein scheint.


November 2014 Buchcover: Ernst Peter Fischer - Die Verzauberung der Welt
Ernst Peter Fischer
»Die Verzauberung der Welt«
Eine andere Geschichte der Naturwissenschaften


Siedler Verlag, München 2014
335 S., geb. mit Schutzumschlag, € 24,99
ISBN 978-3-88680-981-3


Was ist Schwerkraft? Woraus besteht das Licht? Was ist Leben? Was ist Bildung? Der Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer (geb. 1947 in Wuppertal) relativiert die sogenannten Naturwissenschaften ähnlich wie der Philosoph Paul Feyerabend, geht aber noch über ihn hinaus, indem er die Herren Experten und Spezialisten als ungebildet bezeichnet. Denn die Anhäufung von Wissen, die nur darauf abzielt, die Natur zu beherrschen und auszubeuten, ist für ihn keine Bildung. Wie der Dichter Saint-Exupéry sagte: "Man sieht nur mit dem Herzen gut." Das heißt, es kommt darauf an, die Natur zu verstehen und die vielen Fragen, die durch die heutigen dogmatischen Antworten unterdrückt werden, zu formulieren. Er scheut sich nicht, ein Bildungskonzept eines Dichters des 18. Jahrhunderts als Ansatzpunkt für eine modernere Sichtweise zu empfehlen: Der junge Dichter Novalis verstand unter dem Verbum "romantisieren": "Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, romantisiere ich es." Ernst Peter Fischer empfiehlt, "den Satz erst langsam und dann mehrfach zu lesen und seine Worte auf sich wirken zu lassen". So kommt man endlich wieder ins Fragen.

Oktober 2014 Buchcover: Reiner Stach "Kafka" Die frühen Jahre
Reiner Stach
»Kafka«
Die frühen Jahre


S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2014
607 S. mit ausführlichem Anhang einschließlich Literatur-, Namen- und Ortsverzeichnis
Gebunden mit Schutzumschlag, € 34,-
ISBN 978-3-10-075130-0


Volltreffer! Mit diesem lange erwarteten III. Band seiner Kafka-Biographie (die ersten beiden Bände sind I. »Die Jahre der Entscheidungen«, 2002; II. »Die Jahre der Erkenntnis«, 2008) schließt der Literaturwissenschaftler Reiner Stach (Jg.1951) nach 18 Jahren gründlicher wissenschaftlicher Arbeit seine Lebens- und Werkbeschreibung von Franz Kafka (1883-1924) ab. Dieser III. Band über die frühen Jahre 1883-1911 dürfte nach Faktenlage und unerschlossenen Quellen der schwierigste Teil des biographischen Studiums gewesen sein und erscheint deshalb erst am Schluß dieser neuen Kafka-Biographie. Dabei ist auch dieser Band nicht in akademischer Sprache geschrieben, sondern erzählt, Detail für Detail, geschichtliche Zusammenhänge und gesellschaftliche Hintergründe in einer stilistischen Form, die in einer Biographie sonst nicht anzutreffen sind.
Es geht also, mit einem Wort gesagt, um die Verhältnisse.

Wenn das inflationäre Wort "Ereignis" nicht so abgegriffen wäre und deshalb tunlichst vermieden werden muß, würden wir es für dieses Buch endlich einmal rechtmäßig benutzen können. Sagen wir es also einmal anders: Reiner Stach hat den Dichter Franz Kafka entdeckt. Konnten wir bisher sagen: "Goethe lebt! Shakespeare lebt!", so können wir jetzt dank dieser Kafka-Biographie von Reiner Stach sagen: Kafka lebt!

September 2014

Karola Bloch
»Aus meinem Leben«
Mit einem Nachwort von Anne Frommann, Irene Scherer und Welf Schröter


Talheimer Verlag, Talheim 1995
324 S., gebunden mit Schutzumschlag, € 20,-
ISBN 978-3-89376-037-4


Welch ein lebhaftes, welch ein lebendiges Buch! Eine Weltbürgerin war Karola Bloch (1905-1994) schon, bevor sie ihren Lebensgefährten, den Philosophen Ernst Bloch (Hauptwerk »Das Prinzip Hoffnung«) kennenlernte, der von ihr sagte: "Du machst zu meiner Philosophie die Praxis." Die aufrichtige Beschreibung ihres Weges von der polnischen Geburtsstadt Lodz über Moskau, Berlin, Zürich, Wien, Paris, Prag, New York, Boston und Leipzig nach Tübingen ist eine ermutigende Lektüre für alle Leserinnen und Leser, die nach authentischen Vorbildern suchen.

Wer anschaulich nachvollziehen will, wie eine solche Humanistin Herausforderungen annimmt, Erfolge erzielt, aber auch bittere Niederlagen erleidet, wer erfahren will, wie sich ein solcher Mensch aus den Niederlagen heraus wieder aufmacht, die enormen Schwierigkeiten zu meistern, die sich ihm entgegenstellen – kurz gesagt: Wer spüren will, wie ein Mensch nach dem Fallen wieder aufsteht und aufrecht weitergeht, der findet in Karola Blochs ereignisreichem Lebensweg vielfältige Muster des Aufbruchs. In diesem Sinne stellt sie eine ungeheure Ermutigung dar, besonders für junge Menschen, die ihren Ort in der Gesellschaft suchen und trotz aller Widrigkeiten auch finden wollen.

Unser Dank gilt auch dem Talheimer Verlag, der diese Autobiographie, die erstmals 1981 erschienen war, im Todesjahr von Karola Bloch wieder veröffentlichte.

August 2014 Buchcover: Esther Bejarano "Erinnerungen"
Esther Bejarano
»Erinnerungen«
Vom Mädchenorchester in Auschwitz
zur Rap-Band gegen Rechts
Herausgegeben von Antonella Romeo


Laika Verlag, Hamburg 2013
Gebunden, mit DVD, € 21,-
ISBN 978-3-944233-04-8

"Es gibt Leute, die sagen, nach Auschwitz kann man keine Musik mehr spielen und komponieren, keine Bilder mehr malen, keine Gedichte schreiben. Das stimmt alles nicht. Im Gegenteil, man muß Musik machen, und ich bin so froh, daß ich heute solche Musik machen kann, die uns hilft, zu erinnern und nachzudenken. Das Leben geht weiter, und man muß was tun, damit solche Verbrechen nicht wieder passieren. Das ist meine Devise, und nur so kann ich weiter leben und überwinden, was ich in der Vergangenheit erlebt habe."

Esther Bejarano, geborene Loewy, wurde am 15. Dezember 1924 als Tochter eines jüdischen Oberkantors in Saarlouis geboren. Mit über 1000 Juden wurde sie von den Nazis in Viehwaggons in das KZ Auschwitz deportiert. Hier mußte sie in einem Arbeitskommando Steine schleppen. Als das Mädchenorchester in Auschwitz entstand, meldete sie sich als Akkordeonspielerin, ohne jemals ein solches Instrument in der Hand gehabt zu haben. Es war die einzige Chance zu überleben. Auch über ihre Erlebnisse in Israel und in Deutschland nach dem Krieg berichtet dieses Buch.

"Dann geschah die Sache mit den Nazis. Die NPD stellte einen Stand vor meiner Boutique (in Hamburg) auf. Ich habe einen großen Schreck bekommen. Es tauchten auch viele Antifaschisten mit ihren Transparenten auf. Da stand: 'Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg' drauf. Dann kam die Polizei und hat sich vor die Nazis gestellt, um sie zu schützen. So habe ich einen Wutausbruch gekriegt. Ich ging raus und sagte den Polizisten: Es ist eine Katastrophe, was hier passiert, wieso schützen Sie eigentlich diese Leute? Wissen Sie nicht, wer sie sind? Die haben zu viel Elend in die Welt gebracht, und Sie schützen sie. Und die Anderen, die gegen diese Nazis demonstrieren, werden in der grünen Minna weggebracht. Wo sind wir eigentlich? Der Polizist antwortete: Regen Sie sich nicht auf und gehen Sie wieder in Ihre Boutique, sonst kriegen Sie einen Herzinfarkt. Aber ich regte mich noch mehr auf, faßte ihn am Revers, und er sagte: Lassen Sie mich sofort los, sonst verhafte ich Sie. Machen Sie das nur, habe ich gesagt, ich habe Schlimmeres erlebt, ich war in Auschwitz."

Juli 2014 Buchcover: Alexander Kluge - 30. April 1945

Alexander Kluge
»30. April 1945«
Der Tag, an dem Hitler sich erschoß und
die Westbindung der Deutschen begann


Suhrkamp Verlag, Berlin 2014
316 S., Geb. mit Schutzumschlag, € 24,95
ISBN 978-3-518-42420-9


Alexander Kluge erzählt in seinem neuen Buch, was an dem Tag, an dem Hitler sich erschoß, sonst noch passierte. Was auf den ersten Blick erscheint wie "Histörchen", sind aber keine erfundenen Geschichten, sondern vom Autor geschickt zusammengestellte exemplarische Momentaufnahmen. Es ist ein Tag voller Widersprüche und verwirrender Lebensgeschichten. Der prismatische Blick des Autors erfaßt lokale und globale Verhältnisse. In dieser Chronik der Gefühle wird sichtbar, wie viele deutsche Menschen damals einen "ehrenvollen Tod" einem "ehrlosen Leben" vorzogen, nachdem der Führer Schluß mit sich gemacht hatte, und wie viele Deutsche auf der Flucht vor der Roten Armee ihre "Westbindung" begannen.

Wie in allen Büchern und Filmen von Alexander Kluge mischen sich Privates und Politisches auf eine oft kuriose Weise. Dies ist das Schlüsselbuch für sein gesamtes Werk, und der Eindruck, der haften bleibt, ist: Dieser Autor ist ein Pazifist.


Juni 2014 Buchcover: Glenn Greenwald - Die globale Überwachung

Glenn Greenwald
»Die globale Überwachung«
Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen

Aus dem Englischen v. Gabriele Gockel, Robert Weiß, Thomas Wollermann und Maria Zybak


Droemer Verlag, München 2014
365 S., geb. mit Schutzumschlag € 19,99
ISBN 978-3-426-27635-8


"Unter dem Deckmantel der nationalen Sicherheit hat die amerikanische Regierung ein Überwachungssystem geschaffen, das weltweit die elektronische Kommunikation auswertet. Dieser eklatante Rechtsbruch bewog den NSA-Infrastrukturanalytiker Edward Snowden, mit Glenn Greenwald Verbindung aufzunehmen, um das unkontrollierte Sammeln persönlicher Daten öffentlich zu machen. Greenwald schildert erstmals sein konspiratives Treffen mit Snowden in Hongkong, die Übergabe der brisanten Dokumente und die Zusammenarbeit mit der Redaktion des Guardian. Seine ersten Artikel über die NSA-Affäre lösten ein politisches Erdbeben aus und haben die massive Bedrohung der Privatsphäre im digitalen Zeitalter verdeutlicht.

Anhand von über 120 streng geheimen Dokumenten gibt Greenwald nun detaillierten Einblick in die Strukturen der NSA. Und er legt ihre Strategien offen - die Infiltration sämtlicher Kommunikationsnetze, die Ausspähung internationaler Organisationen und führender Politiker, gezielte Wirtschaftsspionage und offensive Cyber-Operationen bis hin zum »Manhunting«. Dieses gigantische Überwachungssystem, so Greenwalds Warnung, ist ein äußerst wirkungsvolles Instrument der Unterdrückung - die repressivste Waffe staatlicher Einmischung, die es in der Geschichte der Menschheit je gegeben hat."
(Aus dem Klappentext des Droemer Verlags)


Mai 2014 Buchcover: Eduardo Galeano - Der Ball ist rund

Eduardo Galeano
»Der Ball ist rund«
Aus dem Spanischen von Lutz Kliche


Unionsverlag, Zürich 2014
Gebunden, 304 S. € 14,95
ISBN 978-3-293-00473-3


Eduardo Galeano (geb. 1940 in Montevideo) gilt seit seinem Buch »Die offenen Adern Lateinamerikas« als die intellektuelle Volksstimme eines ganzen Kontinents. Das vorliegende Buch über Fußballsport erschien als Originalausgabe zwar bereits 1995 (deutsche Erstausgabe 1997), wurde von ihm aber im Jahr der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien 2014 überarbeitet und aktualisiert. Anhand von Namen, die kaum noch jemand kennt, und lange vergangenen Fußballweltmeisterschaften erklärt er dem kommerziellen Fußball von heute eine deutliche Absage. Dessen Fans, die kaum jemals Fußball gespielt haben, erklärt er, ohne zu schimpfen, warum sie gar nichts von Fußball verstehen. Die Auffassung, die er vertritt und mit viel Witz beschwört, ist die der Spielfreude und Lebensqualität. Ein überwältigendes Buch über die vielfältigen Schönheiten des Fußballsports, den man in Lateinamerika besonders liebt.

"Eduardo Galeano wäre ein Beispiel für virtuoseste Fußball-Essayistik, nicht zuletzt wegen seines heiligen Zorns gegen den Einzug des Kasinokapitalismus ins Fußballgeschäft." (Die Wochenzeitung, Zürich)


April 2014 Buchcover: Sigrid Löffler "Die neue Weltliteratur"
Sigrid Löffler
»Die neue Weltliteratur«
und ihre großen Erzähler


Verlag C.H.Beck, München 2014
343 S., gebunden mit Schutzumschlag, € 19,95
ISBN 978-3-406-65351-3


Der Begriff "Weltliteratur" ist eminent deutschsprachig. Als klassische Bezeichnung geht dieser Begriff weitgehend auf Goethes Definition Anfang des 19. Jahrhunderts zurück, der darunter eine Literatur verstand, die aus einem übernationalen kosmopolitischen Geist heraus geschaffen wurde.

Die Literaturkritikerin Sigrid Löffler dagegen geht von einem Zitat im »Manifest der Kommunistischen Partei« aus, in dem es heißt, daß mit der Exploitation (Ausbeutung) des Weltmarkts die Produktion und Konsumtion aller Länder kosmopolitisch gestaltet werde: Die geistigen Erzeugnisse der einzelnen Nationen werden Gemeingut. Die nationale Einseitigkeit und Beschränktheit wird mehr und mehr unmöglich, und aus den vielen lokalen und nationalen Literaturen bildet sich eine Weltliteratur.

Die »Berliner Zeitung« schreibt deshalb: "Sigrid Löffler führt uns hinaus. Ins Freie. Sie zeigt uns die neue Weltliteratur. (...) Sie kommen von – fast – überall, geschrieben werden sie freilich meist in London, Toronto oder New York. Es sind große Erzählungen aus den Odysseen der letzten 50 Jahre. Es ist die Literatur der Heimatlosen, die in ihrer Heimatlosigkeit ihre Heimat gefunden haben. Es ist die Literatur unserer Epoche, die Literatur einer der größten Völkerwanderungen der Menschheitsgeschichte." Es handelt sich also um ein Panorama der Gegenwartsliteratur der Flüchtlinge und Migranten: "Sigrid Löffler geht hinein in die Texte. Sie erzählt sie nach, faßt sie zusammen, setzt sie zueinander in Beziehung. Je weiter der Leser in dem Buch kommt, desto mehr verliert er das Gefühl, geführt zu werden. Er ist vielmehr dabei, wie Sigrid Löffler liest und denkt. Das ist schön. Das ist ein Glück. Auch darum, weil es dem Leser aufhilft zum Selberdenken. Er fühlt sich animiert, herausgefordert. Ihm fallen Sachen ein, die ihm ohne diese Stupser nicht eingefallen wären."


März 2014 Buchcover: Vandana Shiva - Jenseits des Wachstums

Vandana Shiva
»Jenseits des Wachstums«
Warum wir mit der Erde Frieden schließen müssen
Aus dem Englischen von Antje Papenburg


Rotpunktverlag, Zürich 2014
ISBN 978-3-85869-593-2
ca. 280 S., Klappenbroschur, € 19,90


Vandana Shiva, geboren 1952 in Indien, zählt zu den herausragenden Denkerinnen und Aktivistinnen unserer Zeit:

Dieses Buch legt Zeugnis ab von den Kriegen, die zurzeit gegen die Erde und die Menschen geführt werden. Es erzählt auch die Geschichte der Kämpfe, in denen die Rechte der Erde und der Menschen auf Land und Wasser, Wälder, Saatgut und Artenvielfalt verteidigt werden. Es legt dar, weshalb ein Paradigmenwechsel zu einer erd-zentrierten Wirtschaftsweise, Politik und Kultur unsere einzige Überlebenschance ist. (…) Es zeigt, wie das Wachstumswunder auf einer Art Krieg gründet, wie es die Ungleichheiten vertieft und die Demokratie ausgehöhlt hat und wie dieses "Wachstum" die große Artenvielfalt und den kulturellen Reichtum unseres Landes zerstört, und zwar durch ökologischen Raubbau und eine aufgezwungene landwirtschaftliche Produktionsweise, die auf Monokulturen basiert. Millionen von Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage, damit eine Handvoll globaler Konzerne und Milliardäre die Märkte und Ressourcen kontrollieren können. "Die Geschichte Indiens" ist die Geschichte der Indien AG und der Welt AG…

Aus dem Inhalt: Öko-Apartheid / Der große Landraub / Wasserkriege und Wasserfrieden / Hunger nach Plan / Hunger durch globalen Handel / Jenseits des Wachstums: Warum wir mit der Erde Frieden schließen müssen.

Man könnte zitieren und zitieren – aber lesen Sie selbst!


Februar 2014 Buchcover: Arno Münster »Ernst Bloch«
Arno Münster
»Ernst Bloch«
Eine politische Biographie


CEP Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2012
ISBN 978-3-86393-036-3
2. Auflage, 442 S., Pappband, 39,90 €


Die verkehrte Welt ist eine Metapher, die schon bei Marx vorkommt - als Zitat des Titels eines Theaterstücks von Ludwig Tieck. Der Marxist Ernst Bloch ist anders als Marx vorgegangen nicht als Ökonom, sondern als Philosoph. Und da gewinnt das Bild von der verkehrten Welt nun nach dem Sieg des Kapitalismus in unserer Zeit eine unheimliche, wirkliche Bedeutung. Denn Bloch schaut weniger auf die ökonomisch wie mit Naturnotwendigkeit realisierten Dimensionen der Herrschaftsgeschichte, als auf die vielen unterdrückten Möglichkeiten, die es als konkrete Utopie einer humanistischen Gegenwelt wieder lebendig zu machen gilt. So gehört auch der Kapitalismus für ihn immer noch zur Vorgeschichte der Menschheit.
Die wirkliche Genesis ist nicht am Anfang, sondern am Ende, und sie beginnt erst anzufangen, wenn Gesellschaft und Dasein radikal werden, das heißt sich an der Wurzel fassen. Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfaßt und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.

Der Bloch-Schüler, Bloch-Freund und Bloch-Biograph Arno Münster ist tief genug in Leben und Philosophie von Ernst Bloch eingedrungen, um dessen Denken, Fühlen und Lehren im Kern zu erfassen und lesbar darzustellen für alle, die seine Gedankenwelt heute brauchen: im 21. Jahrhundert.


Januar 2014 Cover: naturGerecht - DVD Buch

Nachhaltige Landwirtschaft
»naturGerecht«
Ein DVD Buch
9 Filme von Bertram Verhaag


DENKmal-Film Verhaag GmbH, München 2013
ISBN 978-3-935573-73-7
9 DVDs plus Bonus 38,50 €


Was ist Öko? Was heißt Bio? Und was bedeutet es, wenn diese inzwischen hochkommerzialisierten Wörter auf ihre ursprüngliche Bedeutung in der Landwirtschaft zurückgeführt werden? Der Dokumentarfilmer Bertram Verhaag (geboren 1944 in Oberschlesien) hat aus seinen in drei Jahrzehnten entstandenen Dokumentarfilmen neun ausgewählt und sie zu einem DVD Buch zusammengebunden. Konsequent, beharrlich und nachhaltig fühlt er sich als Produzent, Autor und Regisseur ausschließlich politischen, umweltpolitischen und sozialen Themen verpflichtet. Indem er Menschen in den Mittelpunkt seiner Filme stellt und porträtiert, die sich bei gesellschaftlichen Fragen einmischen, hofft er, mit seinen Filmen anderen Mut zu machen.

Sein Film »Leben außer Kontrolle« wurde in wenigen Monaten zu einem Standardwerk über die Gentechnik. Wir erfahren in diesem DVD Buch in wohltuend dokumentarischer Sicht aber auch davon, daß es bereits eine Gegenkultur gibt, die Zukunft hat. Gute, nachhaltige Landwirtschaft, die das Prädikat "ökologisch" tatsächlich verdient, hier wird sie filmisch vorgeführt: "Wir Menschen fühlen uns wohler, wenn die Ernährung stimmt. Und bei den Tieren ist es nicht anders." (Josef und Rosa Feilmeier in »Der Landhändler. Ganz ohne Gentechnik«)


Dezember 2013 Buchcover: Holzer - Die letzten Tage der Menschheit

Anton Holzer (Hrsg.)
»Die letzten Tage der Menschheit«
Der Erste Weltkrieg in Bildern
Mit Texten von Karl Kraus


Primus Verlag, Darmstadt 2013
142 S., Format 22,5 x 29,5 cm
ISBN 978-3-86312-004-7
Gebunden, € 29,90


Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Kriegstreiber, Waffenproduzenten und Politiker, die Soldaten in fremde Länder schicken, sind eigentlich ebenfalls Verbrecher zu nennen; denn kein Krieg dient dem Frieden; aus Selbsthaß, Todestrieb, Rachsucht und Vergeltungsstreben kann immer nur neuer Krieg entstehen. Der Erste Weltkrieg 1914-18 war mit allen seinen Greueln und Untaten gerade gegen die Zivilbevölkerung nur der Vorläufer des Zweiten Weltkrieges 1939-1945, von Hitlers Propagandaminister "totaler Krieg" genannt.

Der Publizist Karl Kraus, Herausgeber der noch heute aktuellen Zeitschrift »Die Fackel« und Autor der Tragödie »Die letzten Tage der Menschheit« bezeichnete sich selbst als einen der größten "Hochverräter aller Schlachten und Zeiten", weil er immer bereit gewesen sei, "der Menschheit gegen das Vaterland, dem Freund gegen den Feind beizustehen, und diesen Verrat mit vollem Bewußtsein auf mein ethisches Gewissen" genommen habe.

Wolfgang Beutin, einer der besten Kenner des Werkes von Karl Kraus, bezeichnet »Die letzten Tage der Menschheit« als ein "Manifest gegen die 'kriegerische Verblödung der Menschheit'".

Anton Holzer, geboren 1964, ist Herausgeber der Zeitschrift »Fotogeschichte«. Er arbeitet als Fotohistoriker, Publizist und Ausstellungskurator in Wien. Er fügt den Texten von Karl Kraus die zeitgenössischen Kriegsbilder hinzu und zeichnet damit ein eindrückliches Bild des Ersten Weltkrieges.


Oktober 2013 Buchcover: Kurt Flasch - Warum ich kein Christ bin

Kurt Flasch
»Warum ich kein Christ bin«
Bericht und Argumentation


C.H.Beck Verlag, München 2013
ISBN 978-3-406-65284-4
280 S., gebunden mit Schutzumschlag, € 19,95


Dies ist eigentlich ein Buch des Jahres. Es trifft mitten ins Zentrum eines Weltanschauungsproblems, das sich immer noch Christentum nennt. Dabei ist das Wort Christentum, so weist der inzwischen emeritierte Philosophiehistoriker Kurt Flasch nach, nur noch ein Sammelbegriff für alle möglichen Christentümer, die schon in den beiden Hauptkirchen zahlreiche Unterschiede aufweisen. Dies hat selbst bei nicht mehr den Kirchen Angehörenden, die sich für "aufgeklärte Menschen" halten, zu Privatreligionen geführt. Jeder glaubt, was er will. Dagegen setzt Flasch eine gründliche Methode der philologischen Quellenkritik, die etwa seit dem 16. oder 17. Jahrhundert als historisch-kritische Methode einsetzt und dabei wissenschaftlich nachweist, wann ein bestimmter biblischer Text entstanden sein kann und welchem Autor er zugeordnet werden muß. Es handelt sich dabei nicht um antiklerikale Polemik, sondern um die lebenslange Forschungsarbeit eines philosophischen Historikers, der das Sammelsurium religiöser Lehren auf ihre Herkunft und Entstehungsgeschichte neu befragt.

Dieses ganz und gar persönliche Buch lädt zum Dialog ein zwischen "Gläubigen" und "Ungläubigen", einander mit Vernunftgründen Rechenschaft zu geben über das, was sie unter Christentum verstehen.


September 2013 Buchcover: Thomas Koebner "Roman Polanski"
Thomas Koebner
»Roman Polanski«
Der Blick der Verfolgten
Eine Biographie


Philipp Reclam Verlag, Stuttgart 2013
ISBN 978-3-15-010936-6
253 S., gebunden mit Schutzumschlag, € 24,95


Am 18. August 2013 ist Roman Polanski 80 Jahre alt geworden. Thomas Koebner, Literatur- und Filmwissenschaftler, hat diesen Geburtstag zum Anlaß genommen, dem Filmregisseur ein Buch zu widmen, das sich eine Biographie nennt, aber genauer eine Werkbiographie zu nennen ist. Anhand von Polanskis Filmographie tastet er sich allerdings auch ebenso verständnisvoll wie diskret an das gelebte Leben dieses Filmregisseurs heran, sodaß die einzelnen Werke tatsächlich zu einem Gesamtwerk werden. Es zeigt sich, daß sich schon im Frühwerk (Das Messer im Wasser, Tanz der Vampire, Rosemarys Baby, Chinatown und Tess) ein roter Faden abzuzeichnen beginnt, der sich dann im sogenannten Spätwerk (Der Tod und das Mädchen, Der Pianist und Der Ghostwriter) ganz deutlich zu erkennen gibt. Der Autor hat recht, wenn er über den Regisseur schreibt: "Polanski ist ein Tragiker, der keinerlei Heilsordnung Einlass in seine Filmgeschichten gewährt."

Das heißt, der authentische Existentialist Polanski hat in seinem Werk einen roten Faden gelegt, der mit dem Untertitel des Buches "Der Blick der Verfolgten" voll getroffen ist. Etwas pathetischer ausgedrückt, erinnert dieser rote Faden an den Titel des einst berühmt gewesenen Buches von Frantz Fanon »Die Verdammten dieser Erde«. Das ist zugleich der Blick, den der verfemte und ausgegrenzte Schriftsteller Georg Büchner hatte.
Als wäre die Titelfigur seines Films Der Ghostwriter plötzlich in sein Leben eingebrochen, wird Polanski 2009 (da ist er 76 Jahre alt), auf Betreiben der USA von den Schweizer Behörden am Flughafen festgenommen, wird nach 2 Monaten Auslieferungshaft in seine Wohnung in Gstaad entlassen, muß allerdings alle Personalausweise abgeben und eine elektronische Fußfessel tragen. Erst nach 296 Tagen Haft und Hausarrest setzte die Justizministerin der Schweiz Polanski endlich auf freien Fuß.

August 2013

Ulrike Edschmid
»Das Verschwinden des Philip S.«
Roman


Suhrkamp Verlag, Berlin 2013
ISBN 978-3-518-42349-3
157 S., gebunden mit Schutzumschlag, € 15,95


Gibt es ein richtiges Leben im falschen? Seit der Wiedervereinigung der beiden Teilstaaten Deutschlands zu einem neuen Großdeutschland scheint die Frage endgültig beantwortet zu sein: Nein. Die junge Generation von heute versteht die Frage gar nicht mehr und hält das falsche Leben für das richtige. Deshalb ist dieses Buch ein authentischer Stolperstein für alle geschichtslosen Menschen, die mit einer Geschichte konfrontiert werden, die sich vor rund 40 Jahren tatsächlich zugetragen hat: Stichwörter sind Außerparlamentarische Opposition, Kinderladenbewegung und das einmal in großer Auflage verbreitete Buch »Summerhill« von Alexander S. Neill. Damals ging es um eine Frage, die heute schon keiner mehr stellen kann: Was ist der Sinn des Lebens?

Die Autorin Ulrike Edschmid landete vor kurzem mit diesem verstörenden Buch auf dem ersten Platz der SWR-Bestenliste. Und das liegt wiederum daran, daß sie etwas hat, was heute selten geworden ist: Sprache.


Juli 2013 Buchcover: Frantz Fanon - Schwarze Haut, weiße Masken

Frantz Fanon
»Schwarze Haut, weiße Masken«
Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer


Verlag Turia + Kant, Wien-Berlin 2013
230 S., ISBN 978-3-85132-676-5
Engl. Broschur, € 24,-


Frantz Fanon (1925-1961) war Psychiater, Politiker, Schriftsteller und Theoretiker der Entkolonialisierung, die sich für ihn nicht bloß politisch und ökonomisch vollziehen sollte, sondern vor allem psychologisch. Seine Formel vom kolonialisierten Menschen betraf nicht nur die Menschen mit schwarzer Hautfarbe, sondern auch die sogenannten Weißen: Die ersten sind die Untermenschen, die zweite Gattung bildet die Übermenschen aus, die die Macht haben, die Welt zu beherrschen. Es geht also um das Menschenbild, das falsche, wenn auch tief verinnerlichte, und das einzig vernünftige: das humanistische.

Dieses erste Buch von Fanon ist schon zweimal auf Deutsch erschienen (1980 im Syndikat Verlag/Frankfurt am Main, 1985 als Suhrkamp Taschenbuch). Die dritte Ausgabe, die im österreichischen Verlag Turia + Kant wieder vorgelegt wird, zeigt, daß auch dieses erste Buch von Fanon nicht nur nicht totzukriegen ist, sondern auch genau in die Problematik dieses neuen Jahrhunderts paßt.


Juni 2013 Buchcover: Martha Gellhorn - Das Gesicht des Krieges
Martha Gellhorn
»Das Gesicht des Krieges«
Reportagen 1937-1987
Deutsch von Hans-Ulrich Möhring


Dörlemann Verlag, Zürich 2012
567 S., Ganzleinen mit Lesebändchen, 24,90 €
ISBN 978-3-908777-77-9


Martha Gellhorn – geboren 1908 in St. Louis / USA, gestorben 1998 in London – war eine US-amerikanische Journalistin und Schriftstellerin, die insbesondere durch ihre im Laufe von mehr als 50 Jahren entstandenen Kriegsreportagen bekannt wurde. Vom Spanischen Bürgerkrieg, den sie gemeinsam mit Ernest Hemingway erlebte, über den Zweiten Weltkrieg mit der Befreiung des KZ Dachau und den Krieg in Vietnam bis zum Krieg in Nicaragua berichtete Martha Gellhorn fünfzig Jahre lang von nahezu jedem Schlachtfeld der Erde:

"Die Führer der Welt scheinen mit dem Leben hier unten auf der Erde die Fühlung verloren, die Menschen vergessen zu haben … Als eine von den Millionen Geführten werde ich mich auf der hirnverbrannten Straße ins Nichts kein Stück mehr weitertreiben lassen, ohne meine Stimme zum Protest zu erheben. Mein NEIN ist dieses Buch."

Das Augenmerk der engagierten Kriegsgegnerin galt immer der leidenden Zivilbevölkerung, deren Elend sie eindrücklich festhielt: "Es muß eine bessere Art geben, die Geschicke der Welt zu lenken. Sorgen wir dafür, daß sie Wirklichkeit wird."

April 2013 Buchcover: David Van Reybrouck - Kongo

David Van Reybrouck
»Kongo«
Eine Geschichte
Aus dem Niederländischen von Waltraud Hüsmert


Suhrkamp Verlag, Berlin, 1.- 6.Auflage 2012
783 S., mit Literaturangaben, Anmerkungen,
Personen- und Sachregister
Gebunden mit Schutzumschlag, 29,95 €
ISBN 978-3-518-42307-3


Das Interesse an Geschichte entsteht im Kampf gegen das Vergessen. Der belgische Autor David Van Reybrouck, der Archäologie und Philosophie studierte, hat viele Male den Kongo bereist, ein westafrikanisches Land, das so groß ist wie Westeuropa. In seinem jahrelang erarbeiteten Buch revolutioniert er die Geschichtsschreibung, indem er den Eurozentrismus infrage stellt. Seine Geschichte des Kongo wird hauptsächlich aus der Sicht der Kongolesen selbst dargestellt und aus den afrikanischen Quellen in einen chronologischen Zusammenhang gebracht. Dies ist also keine Herrschaftsgeschichte, sondern eine Geschichte von unten, die vor allem auf mündlicher Überlieferung beruht. Über die Jahre haben ihm Hunderte von Kongolesen aus dem Volk erzählt, was sie von ihrem Leben im Gedächtnis behalten haben - der Älteste war 126 Jahre alt -, und er hat als Wissenschaftler "gecheckt und gegengecheckt", was davon stimmte. Das Buch beruht also nicht nur auf schriftlichen Daten und seltenem Archivmaterial, sondern vor allem auf der oral history des Volkes, das aus rund 400 ethnischen Gruppen besteht.

Der Autor geht vor wie ein Ethnologe, hat die Detailkenntnisse eines Archäologen, der Altertümer erforscht, und das Einfühlungsvermögen eines Schriftstellers. Er ist überdies ein großartiger Erzähler, der trotz des vielschichtigen Stoffes immer lebendig und spannend zu erzählen weiß.

März 2013 Buchcover: Friedrich Engels - Tristram Hunt

Tristram Hunt
»Friedrich Engels«
Der Mann, der den Marxismus erfand
Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt


Propyläen Verlag, Berlin 2012 (3. Aufl. 2013)
Mit Anmerkungen, Bibliographie und Personenregister.
Reich bebildert, mit Lesebändchen.
ISBN 978-3-549-07378-0
575 S., gebunden mit Schutzumschlag, 24,95 €


Der englische Originaltitel dieses Buches lautet "The Frock-Coated Communist. The Revolutionary Life of Friedrich Engels" (Der Kommunist im Gehrock. Das revolutionäre Leben von Friedrich Engels). Die Eindeutschung dieses Titels durch den Propyläen Verlag bedeutet also schon einen falschen Zungenschlag.

Was den Marxismus betrifft, den Engels angeblich "erfunden" haben soll, so wird Engels im Epilog dieses Buches wörtlich zitiert: "Aber die ganze Auffassungsweise von Marx ist nicht eine Doktrin, sondern eine Methode. Sie gibt keine fertigen Dogmen, sondern Anhaltspunkte zu weiterer Untersuchung, und die Methode für diese Untersuchung." Und Hunt schreibt richtig dazu, daß Engels sich vehement dagegen wandte, die Theorie von Marx in "das starre Dogma einer rechtgläubigen Sekte zu verwandeln". Diese Engels-Zitate könnten als Motti über diesem Buch stehen.

Die angelsächsische Tradition der Geschichtsschreibung, die sich an biographische Fakten hält und nicht in Ideologien verfällt, wird von dem Historiker Tristram Hunt also klar und deutlich fortgesetzt. Sein Buch ist ein Meisterwerk, weil es anschaulich die wahren Verhältnisse im 19.Jahrhundert beschreibt und jedem geschichtlich Interessierten zu einem Erkenntnisgewinn verhilft, der den Blick schärft für unsere heutigen Lebensverhältnisse unter dem Diktat des Kapitalismus.


Februar 2013 Buchcover: "Emanuel Schikaneder" - Eva Gesine Baur

Eva Gesine Baur
»Emanuel Schikaneder«
Der Mann für Mozart


Verlag C.H.Beck, München 2012
464 S., ISBN 978-3-406-63086-6
Gebunden, 24,95 €


Daß er das Libretto zu Mozarts letzter Oper, der »Zauberflöte« schrieb, hat seinen Namen unvergeßlich gemacht. Seinen Zeitgenossen aber war er schon aus ganz anderen Gründen ein Begriff: als waghalsiger Unternehmer, revolutionärer Theatermann und frecher Kampfgeist, der sich mit Goethes Schwager Vulpius ebenso anlegte wie mit Kritikern und der Obrigkeit oder Beethovens Widersachern.

Seine Karriere begann ganz unten. Schikaneder war ein Lakaiensohn. Doch er wurde zu einem Universaltalent: Bühnendichter und Theaterdirektor, Tänzer und Regisseur, gefeierter Darsteller des Hamlet und Sänger des ersten Papageno. Kein Theatermann seiner Zeit besaß mehr Instinkt für das Volkstümliche, mehr Sinn für Bühnenmagie durch die neuesten Techniken und Erfindungen, mehr Mut für Experimente. Schikaneders Freilichtaufführungen mit Kutschen, Pferden und Feldlagern, seine Dramen mit brennenden Schlössern und fliegenden Walküren, seine Lustspiele voller Drastik und Erotik machten ihn berühmt. Als Theaterzauberer war er Vorgänger Max Reinhardts, als Komödiendichter mit Gespür für das Volk Vorgänger Nestroys, als genialer moderner Schauspieler lebte er weiter im Typ eines Pierre Brasseur, etwa in Filmen wie »Kinder des Olymp« und »Die schmutzigen Hände« von Sartre.

Die Biographin Eva Gesine Baur studierte Literaturwissenschaft, Psychologie, Kunstgeschichte und Musikwissenschaften. Sachlich und kenntnisreich, wie auch der ausführliche Anhang mit Anmerkungen, Literaturverzeichnis und Personenregister zeigt, schildert sie das Leben eines Mannes, der wie der Komponist Mozart seiner Zeit voraus war.


Januar 2013 Cover: Josef Foschepoth - Überwachtes Deutschland
Josef Foschepoth
»Überwachtes Deutschland«
Post- und Telefonüberwachung
in der alten Bundesrepublik


Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012
378 S. ISBN 978-3-525-30041-1
Gebunden, 34,99 €



Franziska Augstein in der Süddeutschen Zeitung vom 14.11.1012

ÜBERWACHUNG

Das ausspionierte Grundrecht

VON FRANZISKA AUGSTEIN

Als 1990 der 2-plus-4-Vertrag verabschiedet wurde, feierte die Bundesrepublik nicht nur die deutsche Einheit, sondern auch die wiedergewonnene volle staatliche Souveränität. Dass davon keine Rede sein kann, zeigt jetzt der Freiburger Historiker Josef Foschepoth, der Einblick erhalten hat in geheime Verschlusssachen: Die Bundesrepublik war nie souverän, und sie ist es bis heute nicht, wie ihr Umgang mit Artikel 10 des Grundgesetzes zeigt. Sowohl die alte BRD als auch das vereinigte Deutschland haben den alliierten Westmächten das Recht einräumen müssen, die Deutschen nach Gusto zu überwachen. Der Artikel 10, der das Post- und Fernmeldegeheimnis garantiert, wurde und wird nicht sehr ernst genommen.

Begonnen hat diese den Alliierten liebe Tradition mit den Pariser Verträgen von 1955. Die westlichen Besatzungsmächte gestanden der Bundesrepublik zu, sich selbst zu regieren. Kontrolle über das Land wollten sie aber schon behalten. Also sicherte Kanzler Adenauer ihnen heimlich alle Rechte zu, die Geheimdienste gern haben. Nach außen hin wurde das verpackt in der Zusage der Bundesregierung, die Westmächte dürften Sorge tragen für den „Schutz der alliierten Truppen“ in der BRD. 1959 wurden die Überwachungsrechte – verklausuliert – auch ins Zusatzabkommen zum Nato-Truppenstatut aufgenommen. Adenauer war das sehr recht. Sein Wunsch, die Bundesrepublik im westlichen Bündnis zu verankern, ging Hand in Hand mit seinem Abscheu gegen den Kommunismus. Also wurden die Westdeutschen flächendeckend überwacht, die alliierten Geheimdienste kümmerten sich vor allem um den Fernmeldeverkehr, deutsche Behörden kümmerten sich besonders um die Post: Unter dem „kommunistischen Propagandamaterial“, das vernichtet wurde, ohne dass die Empfänger davon in Kenntnis gesetzt wurden, befanden sich Millionen unpolitische Sendungen.

Zu Unrecht gilt die alte BRD als Walhalla der Rechtsstaatlichkeit

Nach der deutschen Einigung 1990 fand sehr schnell eine Rollenverteilung statt: Die DDR wurde zum Unrechtsstaat erklärt, dessen ganzes Trachten nach der Bespitzelung der Bürger ging. Die alte Bundesrepublik hingegen gilt seither als Walhalla der Rechtsstaatlichkeit. Seit 1990 wetteifern deutsche Politiker, wie oft man das Wort „Freiheit“ in einer Rede sagen kann. Vergessen scheinen die Abhörskandale in der alten BRD zu sein. Vergessen scheint zu sein, dass viele Westdeutsche zweifelten, dass ihr Staat ihre Grundrechte schütze.

Das Misstrauen war berechtigt: 1968 hatte die Große Koalition das G-10-Gesetz verabschiedet: Die Überwachungsrechte der Alliierten wurden, abermals heimlich, darin fortgeschrieben. Vor allem konnten von nun an auch deutsche Geheimdienste sich legal engagieren. Entsprechend wurde, wie Josef Foschepoth in seinem Buch „Überwachtes Deutschland“ schreibt, der Etat für die Bespitzelung der Bundesbürger in weiser Voraussicht von Anfang an stark erhöht: Die Bundesrepublik zahlte nun für die Maßnahmen der Alliierten sowie für die eigenen. Bis heute ist sie verpflichtet, ihre geheimdienstlichen Erkenntnisse mit den Westmächten zu teilen und auf deren Weisung tätig zu werden.

An diesem Arrangement hat auch der 2-plus-4-Vertrag nichts geändert. Wer sich erst jetzt über die Überwachung der Bundesbürger erregt, der übersieht, dass die Bespitzelung der Bundesdeutschen eine mehr als sechzig Jahre alte Tradition hat. Der einzige Unterschied zu früheren Zeiten: Seitdem der Kalte Krieg vorbei ist, wird die Ausweitung der Überwachungsgesetze über die schon bestehenden hinaus öffentlich gemacht. Die Bundesrepublik ist ein Überwachungsstaat. Das Grundrecht des Post- und Fernmeldegeheimnisses kann man mit den Worten des ehemaligen Bundesverfassungsrichters Jürgen Kühling „als Totalverlust abschreiben“.


Dezember 2012 Buchcover: Don DeLillo - Der Engel Esmeralda

Don DeLillo
»Der Engel Esmeralda«
Neun Erzählungen
Aus dem amerikanischen Englisch von Frank Heibert


Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012
247 S., ISBN 978-3-462-04458-4
Gebunden, 18,99 €


Die kapitalistische Massengesellschaft spiegelt sich in diesen Erzählungen von Don DeLillo noch vielschichtiger und exakter wider als in den Romanen, mit denen er auch in Deutschland bekannt geworden ist. Die Erstveröffentlichungsjahre der Geschichten in diesem Band reichen, chronologisch geordnet, von 1979 bis 2011. Das ist wichtig, weil jede Geschichte zugleich für eine bestimmte Zeitgeschichte steht, in der menschliche Verhältnisse auf die Pseudoidentitäten von Singles gebracht worden sind. Jeder ist einsam und kontaktscheu, weil es keine Persönlichkeiten mehr gibt, sondern nur noch Individualisten. Don DeLillo ist ganz ein Erzähler des 21.Jahrhunderts und besticht mit seiner stilistischen Mischung aus Realismus und Metaphysik den zeitgenössischen Leser, der sich beinahe wie in einer Spiegelwelt voller Spannung und einer insgeheimen Sehnsucht nach Erlösung gefangen sieht.


November 2012 Buchcover: Gabriel Garcia Marquez - Ich bin nicht hier, um eine Rede zu halten

Gabriel García Márquez
»Ich bin nicht hier, um eine Rede zu halten«
Aus dem kolumbianischen Spanisch von Silke Kleemann, Curt Meyer-Clason und Dagmar Ploetz


Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012
154 S., ISBN 978-3-462-04476-8
Gebunden, 16,99 €

 


Wie kommt es, daß ein Autor, der eigentlich keine Reden halten will, nun einen ganzen Band voller Reden veröffentlicht, die offensichtlich widerstrebend, aber doch aus innerer Überzeugung gehalten werden mußten? So bekennt der kolumbianische Literaturnobelpreisträger z.B.: "Gerade habe ich gedacht, daß ich auf die gleiche Weise Schriftsteller geworden bin, wie ich dieses Podium bestiegen habe: gezwungenermaßen." Niemals, so schreibt er, wolle er einen Preis entgegennehmen oder eine Rede halten. Aber dann bekommt er für seinen Roman »Hundert Jahre Einsamkeit« doch den Literaturnobelpreis und muß reden, wie er zu schreiben begann und welche Worte er findet für ein neues Jahrtausend. »Lateinamerika gibt es wirklich« verkündet er, und seine »Flaschenpost für den Gott der Wörter« ist immer wieder ein Loblied auf die Poesie. Immer wieder besteigt er das Podium, weil es ihm um beide Pole geht, die sein Leben umspannen: die geschichtliche und die poetische Wahrheit. Diese Reden von Gabriel García Márquez verkünden seine Botschaft im Klartext: Arbeitet daran, die Verhältnisse zu ändern, die ungerecht sind.


September 2012 Buchcover "Der Radfahrer von Tschernobyl"
Javier Sebastián
»Der Radfahrer von Tschernobyl«
Roman
Aus dem Spanischen von Anja Lutter


Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2012
219 S., ISBN 978-3-8031-3242-0
Gebunden mit Schutzumschlag, 19,90 €


Alles fing mit Hitler an: Der träumte von der "Geheimwaffe", die die Niederlage von Stalingrad im buchstäblich letzten Moment in einen verheerenden Sieg verwandeln würde. Aber die US-Amerikaner waren schneller, und die Atombombe in ihren Händen löschte das Leben der Zivilbevölkerung von Hiroshima und Nagasaki gnadenlos aus. Dann kamen mit der Stalinschen Sowjetunion auch andere Staaten in den Besitz dieser wahrhaft tödlichen Waffe, und danach entwickelte jeder Industriestaat, der auf sich hielt, die Atomenergie für "friedliche Zwecke". Weder die Katastrophe von Tschernobyl noch die von Fukushima haben zu einem Umdenken und gewissenhaften Handeln in der Herrschaft geführt. Im Gegenteil: Während die Regierung der Berliner Republik so tut, als würde sie den Ausstieg aus der Atomenergie betreiben, hilft sie mit Hermesbürgschaften dabei, die deutsche Atomwirtschaft zu unterstützen, überall auf dieser Erde neue Atomfabriken zu eröffnen.

In dieser Situation erscheint nun endlich, gleichsam als Nachruf, der Roman des spanischen Autors Javier Sebastián, der zu großen Teilen auf dem realen Leben des Kernphysikers Wassili Nesterenko basiert, der im August 2008 in Minsk gestorben ist. Dieses Buch zeigt, daß es der Literatur möglich ist, an der kollektiven Verdrängung unliebsamer Tatsachen zu rütteln, indem es den schrecklich Überlebenden zur Sprache verhilft. Seine Botschaft ist unmißverständlich: Die Atomspaltung ist Crime against Humanity – übersetzt: das faschistische Verbrechen gegen die Menschheit.

P.S. Lesen Sie auch das Buch »Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft« von Swetlana Alexijewitsch (Berlin Verlag 1997, jetzt auch als Taschenbuch erhältlich).


August 2012 Buchcover »Nackt unter Wölfen« Bruno Apitz
»Nackt unter Wölfen«
Roman

Erweiterte Neuausgabe auf der Grundlage der Erstausgabe des Mitteldeutschen Verlags Halle von 1958.Herausgegeben von Susanne Hantke und Angela Drescher. Mit einem Nachwort von Susanne Hantke.

Mit ausführlichem Anhang über die Lebensdaten von Bruno Apitz, die unerzählten Geschichten der Buchenwalder Kommunisten, Anmerkungen, editorische Notizen etc.

Aufbau Verlag Berlin 2012
585 S., ISBN 978-3-351-03390-3
Ganzleinen 22,99 €


Die Neuausgabe dieses Romans und seine Plazierung als unser Buch des Monats August 2012 legitimiert sich durch eine textkritisch genaue Ausgabe, die auch das Leben des Autors, sein zeitgeschichtliches Umfeld und die Reaktionen auf das Buch minutiös erfaßt.
Als »Nackt unter Wölfen« im Frühsommer 1958 im Mitteldeutschen Verlag Halle erschien, war die erste Auflage von 10.000 Exemplaren sofort vergriffen. "Bis Ende 1959 waren 200.000 Exemplare verkauft. Binnen eines Jahres avancierte der Titel zum sozialistischen Bestseller." Mit der anrührenden Geschichte einer Kindesrettung hat Bruno Apitz das KZ Buchenwald zum Schauplatz eines Romans gemacht, der heute auch jüngere Generationen anzusprechen vermag. Allerdings, so die Mitherausgeberin Susanne Hantke, "erzählte er den Kampf gegen die Lager-SS als Erfolgsgeschichte, was dem erinnerungspolitischen Konzept der SED-Führung entsprach."
Der Roman machte insofern Geschichte, als er nur wenige Monate nach Erscheinen in einem feierlichen Staatsakt zur Einweihung der antifaschistischen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald mit Fritz Cremers Figurengruppe vor dem Glockenturm führte. Allerdings, die moskautreue Funktionärsgruppe um Walter Ulbricht führte ab 1948 einen Machtkampf gegen die während der Naziherrschaft in Deutschland gebliebenen und in Zuchthäusern und KZs inhaftierten Parteigenossen, die mit dem Vorwurf konfrontiert wurden, daß es von Anfang an völlig falsch und unvertretbar gewesen sei für deutsche Kommunisten, in KZs Funktionen in der Häftlingsverwaltung zu übernehmen. Das hat sicher auch zu Eingriffen der SED in das Manuskript geführt, die den Autor in Gewissenskonflikte brachten, "weil es mir darauf ankam, das Dschungelgesetz deutlich zu machen, unter dem wir alle standen und das uns zwang, Handlungen zu begehen, die wir unter normalen Umständen vermieden hätten."

Juli 2012 Buchcover: Werner Rügemer - Rating-Agenturen

Werner Rügemer
»Rating-Agenturen«
Einblicke in die Kapitalmacht der Gegenwart


transcript Verlag, Bielefeld 2012
ISBN 978-3-8376-1977-5
196 S., Engl. Broschur, € 18,80


Wer steckt eigentlich hinter den Rating-Agenturen, von denen im Zuge der Finanzkrise so oft die Rede ist? Und nach welchen Kriterien arbeiten sie?

In diesem Buch wird zum ersten Mal die Eigentümerstruktur der drei großen Agenturen offengelegt: Es handelt sich dabei um die größten Hedge- und Investmentfonds, die aus der hohen und dauerhaften Verschuldung von Unternehmen, Staaten und Konsumenten Gewinn ziehen. Ein Blick auf die Praxis der Rating-Agenturen zeigt: Ihre Macht gewinnen sie durch ihre privaten Eigentümer, aber auch durch die staatlich und überstaatlich erteilte Wächterfunktion. Sie sind mit den Fonds, Banken, Staaten, Zentralbanken, Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds Teil der gegenwärtigen Kapitalmacht.

Als vermeintlich unabhängige und "objektive" Wächter des Marktes helfen sie ihren Eigentümern dabei, Unternehmen, Staaten und ganze Volkswirtschaften zu enteignen. Dabei schrecken sie vor suggestiven Ratings ebenso wenig zurück wie vor der Inszenierung von Krisen.


Juni 2012 Buchcover: Wilhelm Schlötterer - "Macht und Mißbrauch"

Wilhelm Schlötterer
»Macht und Missbrauch«
Von Strauß bis Seehofer
Ein Insider packt aus


Wilhelm Heyne Verlag, München
erweiterte und aktualisierte Ausgabe 2010
ISBN 978-3-453-60168-0
TB, 463 S., € 9,99


"Das Buch macht nicht Front gegen die CSU. Es befaßt sich vielmehr nur mit einer Handvoll von CSU-Spitzenpolitikern. Es ist aus dem Antrieb geschrieben worden, daß sich grundlegende Strukturen der CSU ändern mögen. Dazu gehört, daß man aufhört, F.J. Strauß als den Felsen darzustellen, auf den die CSU gründet."

Tatsächlich ist völlig in Vergessenheit geraten, daß eben jener F.J. Strauß von Adenauer aus seinem Bonner Ministeramt entlassen werden mußte, weil er in der SPIEGEL-Affäre 1962 den Untersuchungsausschuß belogen hatte. Er war nach Bayern zurückgegangen, entmachtete den damaligen CSU-Ministerpräsidenten Alfons Goppel als Parteivorsitzenden und baute die CSU zu einer bayerischen Staatspartei auf. Mit dem Einverständnis der SPD wurde er dann als Finanzminister, als wenn nichts geschehen wäre, in die Regierung Kiesinger nach Bonn zurückgeholt.

Dieses Buch, geschrieben von einem Insider, berichtet anhand persönlicher Erfahrungen von den "Machenschaften der Staatsregierung" (Augsburger Allgemeine). Als oberster Steuerfahnder bekam Wilhelm Schlötterer – wegen seiner Unbestechlichkeit von der Strauß-Clique über Jahre schikaniert – hautnah das mit, was vertuscht werden sollte. Nach seiner Pensionierung rechnet er mit Strauß und dessen Nachfolgern gnadenlos ab.

Mai 2012 Buchcover: Papst Julius vor der Himmelstür
Erasmus von Rotterdam
»Papst Julius vor der Himmelstür
Julius exclusus e coelis«

Lateinisch - deutsch
Mit Anmerkungen und Literaturverzeichnis
Übersetzt und erläutert von Werner von Koppenfels

Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Mainz 2011
213 Seiten, ISBN 978-3-87162-074-4
Kt., € 15,-


"Was, zum Teufel, ist denn hier los? Wieso geht die Tür nicht auf? ... Mir steigt die Galle hoch! Denen schlag ich glatt das Tor ein!" So ungestüm pocht in der schneidendsten Satire des großen Erasmus (ca. 1465-1536) Julius II. (1443-1513) an die Pforte des Himmels, auf den er als Prunkpapst und großer Krieger ein Anrecht zu haben glaubt. In seinem Dialog mit dem Türhüter Petrus, dessen ironischer Witz zu Lasten des Titelhelden geht, zeigt sich der Kirchenfürst und Bauherr des Petersdoms als Großsprecher einer total verweltlichten und machtbesessenen Kirche. Seinem in urchristlicher Naivität befangenen Vorgänger erläutert er ebenso drastisch wie selbstgefällig die diabolischen Winkelzüge eines modernen Kirchenregiments. Die paradoxe Pointe besteht darin, daß sich der christliche Oberhirte dabei als wahrer Antichrist entlarvt.

Die vorliegende Neuübersetzung des Julius Exclusus ist der Versuch, dieser literarisch wie historisch provokanten Fiktion, die bislang in keiner Einzelausgabe verfügbar war, auf deutsch ihre stilistische Frische und Frechheit zurückzugeben und damit einen der witzigsten und bittersten Texte der Renaissanceliteratur aus dem Gelehrtenghetto zu befreien.

Süddeutsche Zeitung: "Petrus, der nicht allwissend ist, fragt aus dem am Himmel anklopfenden Julius Stück für Stück alle Untaten einer kriegerischen, prunksüchtigen, sogar lasterhaften Regierung heraus. Das führt unweigerlich zur Befragung des Kirchenbegriffs: Kann ein Papst mit einem solchen Sündenregister noch Papst sein? Ja, sagt Julius, der Papst bleibt immer Papst – auch bei Mord! – ; er ist die Kirche, und nicht etwa das in einem Konzil versammelte Gottesvolk. (...) Papst Julius ist hier ein stolzer Frevler. (...) Der Text blättert ein Kapitel in der postchristlichen Geschichte des Bösen auf, also ein neues Heidentum, welches das Christentum schon gleichsam wieder hinter sich hat. Erasmus von Rotterdam war doch nicht nur der sanfte Humanist, als der er heute erinnert wird."


April 2012 Buchcover: Das Buch der verbotenen Bücher

Werner Fuld
»Das Buch der verbotenen Bücher«
Universalgeschichte des Verfolgten
und Verfemten von der Antike bis heute


Verlag Galiani, Berlin 2012
352 S., ISBN 978-3-86971-043-3
Gebunden, € 22,99


Hinter jeder Bibliothek steht eine Schattenbibliothek: verbotene Bücher, verbrannte Bücher, vergessene Bücher. Unbequeme, kritische und nicht in einen Kanon der herrschenden Ideologie passende Veröffentlichungen wurden und werden von der Antike bis heute unterdrückt - und die Begründungen bleiben so verlogen wie die eines amerikanischen Gerichtes gegen drei Romane des späteren Literaturnobelpreisträgers William Faulkner, es handele sich um den ernsthaften Versuch, das Leben so darzustellen, wie es ist. Nicht anders in Westdeutschland 1961, als der Bayerische Rundfunk auf Druck des damaligen Verteidigungsministers Franz Josef Strauß sich bei der Fernsehausstrahlung von Fritz Kortners Aktualisierung des pazifistischen Aristophanes-Stückes »Lysistrata« einfach ausschaltete mit der Begründung, das Stück verletze "das sittliche Empfinden der Bevölkerung".

In dieser wunderbar recherchierten Universalgeschichte des Verfolgten und Verfemten von der Antike bis heute können wir uns auf jeder Seite festlesen, wie die Gedankenpolizei der Herrschenden mit juristischen und polizeilichen Mitteln Zensur ausübt - heute sogar im Internet.

Werner Fuld: "Die Geschichte der Verbote ist also vor allem eine Geschichte vom Überleben des in Büchern gespeicherten Gedächtnisses der Menschheit."


März 2012 Buchcover: Paul Nizon - Urkundenfälschung

Paul Nizon
»Urkundenfälschung«
Journal 2000-2010

Herausgegeben von Wend Kässens
Suhrkamp Verlag, Berlin 2012
Mit Chronologie zur Biographie und Personenregister


ISBN 978-3-518-42260-1
375 S., Leinen gebunden, € 24,95


Wer Paul Nizon für den bedeutendsten Schweizer Schriftsteller seit Gottfried Keller hält, hat sicher nicht unrecht. Auch wenn dieser Autor die Enge seiner Schweizer Heimat längst verlassen hat und seit Jahrzehnten ein Emigrant ist, der Paris zu seiner Wahlheimat gemacht hat. Seit 1961 veröffentlicht Paul Nizon, dessen Werk von Eingeweihten längst für literaturnobelpreiswürdig gehalten wird, im Abstand von jeweils einem Jahrzehnt ein Tagebuch, aus dem jeweils "mein Sprachmenschentum hervorgeht: "Mein Schreibleben und Lebschreiben ist letztlich ein Sprachringen, und ich ein Sprachmensch ganz und gar. Und am Anfang war das Wort."

Das schöne Buch ist also das fünfte Journal, über die Jahre 2000 bis 2010. Darin finden sich berückend schöne Alltagsbeobachtungen und Erzählungen, hellsichtige Porträts von Schriftstellern und Zeitgenossen wie Elias Canetti, Konrad Farner, Max Frisch, Peter Handke, Sven Hanuschek, Jean Paul Sartre u.a. Auch erschreckende Traumsequenzen gehören zu seiner ästhetischen Existenz. Das Scheitern seiner dritten Ehe, das den Siebzigjährigen wie eine "Naturkatastrophe" überkommt, und die Qual, die ihm jedes neue Romanprojekt bereitet, kommen zur Sprache.

Weil Nizon ganz in der Sprache lebt, gilt auch für dieses Journal sein Satz: "Mein Lebenskampf gilt nur dieser Sprachwerdung, Formwerdung, Rettung."


Februar 2012 Buchcover: Walter Boehlich - Die Antwort ist das Unglück der Frage

Walter Boehlich
»Die Antwort ist das Unglück der Frage«
Ausgewählte Schriften

Herausgegeben von Helmut Peitsch und Helen Thein
Mit einem Vorwort von Klaus Reichert


S.Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2011
ISBN 978-3-10-046325-8
704 Seiten, gebunden € 26,-


Endlich erscheint, für intellektuelle Feinschmecker ein Muß, was bisher über Zeitschriften und Zeitungen verstreut war – das gesammelte Werk des Literaturkritikers, Autors und Übersetzers Walter Boehlich (1921-2006), der als Cheflektor des Suhrkamp Verlags und Kommentator des politischen Tagesgeschehens nicht nur den deutschen Literaturbetrieb prägte, sondern auch Einfluß auf die Zeitgeschichte im Adenauerdeutschland ausübte. Daß er ein Büchermensch war, zeigt schon das etwa 30 Seiten umfassende Personenregister. Klaus Reichert schreibt über diese Schlüsselfigur der Geistesgeschichte Nachkriegsdeutschlands: "Seinesgleichen gab es nicht noch einmal in diesem Land. Er war ein Intellektueller vom Schlage Börnes, ein Gelehrter, der ein Dutzend Sprachen las, ein gefürchteter Kritiker, weil seine Urteile aus Sachverstand und historischem Wissen stammten. Er war ein Querdenker, ein Widerspruchsgeist, zornig, bissig, ein Polemiker aus Liebe und Leidenschaft, von dem sich immer wieder neu lernen ließ, was es heißt, selber zu denken. Er vertrat niemandes Position außer der eigenen, und die gründete in einer Vernunft, die mehr mit Diderot und den französischen Enzyklopädisten zu tun hatte als mit irgendwelchen Ideologien oder deren angesagter Kritik aus dieser oder jener Ecke. Er war für nichts und von niemandem vereinnehmbar, ein freier, unabhängiger Geist und ein meisterhafter Stilist."


Januar 2012

Christiane Weidemann
»Paul Klee«
Die Lebensgeschichte


Prestel Verlag, München, London, New York 2011
Mit zahlreichen farbigen Klee-Bildern und s/w-Fotos
ISBN 978-3-7913-7049-1
Gebunden, 112 Seiten, € 12,99


Wer ist der Mensch Paul Klee gewesen? Wer gar nichts von ihm weiß, findet hier eine vortreffliche Einführung, die die Lebensgeschichte dieses außergewöhnlichen Künstlers der klassischen Moderne von der Kindheit bis zum Tod wie in einem Zeitraffer erzählt. Das Buch führt über die Lebensgeschichte zum Lebenswerk des Künstlers hin, das wie bei Kandinsky, Miró und Picasso in aller Abstraktheit hochmusikalisch ist: "Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar." Man könnte auch sagen: Was der Satiriker Karl Kraus in der Sprache geschaffen hat, das schuf der ihm sehr verwandte Paul Klee in seinen Bildern.

Den Nazis galt er als "entartet", und sie vertrieben ihn aus Deutschland. Die Schweizer verliehen ihm die schweizerische Staatsbürgerschaft erst nach seinem Tode. Er selbst ließ auf seinen Grabstein schreiben: "Diesseitig bin ich gar nicht faßbar / denn ich wohne grad so gut bei den Toten / wie bei den Ungeborenen / etwas näher der Schöpfung als üblich / und noch lange nicht nahe genug."

Dezember 2011

Thomas Hennigsen (Text)
Bernd Römmelt (Fotografien)
»Schatzkammer Arktis«


Verlag Frederking & Thaler, München 2011
208 S., Format 23,5 x 29,3 cm
ISBN 978-3-89405-925-5
Gebunden mit Schutzumschlag, € 39,95


Die kapitalistische Globalisierung hat auch vor der Arktis nicht Halt gemacht und ist dabei, die Lebensgrundlagen vieler Menschen und Tiere zu zerstören. Das Ökosystem Arktis, das reich an natürlichen Ressourcen ist, wird bedroht von der Industrie, die besonders Öl, Gas, Bodenschätze und Fisch ausbeuten will. Dieses Greenpeace-Buch zeigt auf großformatigen Fotos die ganze Vielfalt und Schönheit eines Lebensraumes, der wie die Regenwälder Lateinamerikas für das Überleben der ganzen Menschheit wichtig ist. Es zeigt aber auch die Anfänge einer Katastrophe, die unsere Zukunft bedroht.

November 2011 Buchcover/Schuber: Dante Commedia - Kurt Flasch

»Dante Commedia«
Die Göttliche Komödie, in deutsche Prosa gebracht von Kurt Flasch. Mit der Einladung, Dante zu lesen, ebenfalls von Kurt Flasch

In bibliophiler Ausstattung: zwei Ganzleinenbände im Schuber, Lesebändchen, Großformat, 415 und 320 Seiten.

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011
ISBN 978-3-10-015339-5
€ 98,-


Diese akribische Prosaübersetzung des Mainzer Professors hat es in sich: "Dies ist kein Buch für Dante-Spezialisten, sondern für Dante-Freunde und solche, die prüfen, ob sie es werden wollen. (...) Ich will so klar und so einfach wie möglich schreiben. Ich will faßlich reden, ohne gelehrten Dekor, den hinzuzufügen mir nach über sechzigjähriger Arbeit am Denken des Mittelalters leichter gefallen wäre als die harte Beschränkung auf das für deutschsprachige Leser Nützliche. Ich beginne mit einfachen Bildern und ausgewählten Informationen, um zur Commedia als Poesie hinzuführen. Es kommen in ihr etwa 600 Personen vor; die Mannigfaltigkeit ihrer Situationen und von Dantes poetischen Erfindungen verwirrt. Mancher Ausleger sucht dieser Verwirrung durch schnelle Einordnung zu entgehen. Dagegen leiste ich Widerstand, indem ich zwar faßlich rede, aber auf den 'herrlichen' Zustand zugehe, in dem uns, wie Goethe in den Wanderjahren schreibt, 'das Faßliche gemein und albern vorkommt'."

Und: "Mein Dante spricht klar. Er schrieb, um verstanden zu werden. Wenn er prophetisch-dunkle Passagen einbaute, sollten sie klar als dunkel erkennbar sein. (...) Wenn ich schon auf Reim und Versmaß verzichte, muß der Vorteil der Prosa herauskommen: ihre freien Variationsmöglichkeiten zwischen Sätzen wie Drahtseilen, ausgeruhten Bildern, schneidender Polemik und dialektisch durchgearbeitetem Gebet."

Dem können wir nur hinzufügen: Geglückt! Und ein wunderbares Geschenkbuch zu allen gegebenen Anlässen!


Oktober 2011 Buchcover: Sibylle Lewitscharoff - Blumenberg

Sibylle Lewitscharoff
»Blumenberg«
Roman


Suhrkamp Verlag, Berlin 2011
216 S., gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-518-42244-1
€ 21,90


Blumenberg hat es wirklich gegeben. Der Münsteraner Philosoph, der zurückgezogen lebte und es liebte, metaphysischen Symbolen und Fabelwesen auf den Grund zu gehen, ist nun selbst zu einer literarischen Figur geworden. Sein letztes Buch, posthum erschienen, heißt »Löwen«. Daran knüpft Sibylle Lewitscharoff nun an, wenn sie mit dichterischer Freiheit und großem Sprachwitz den Dürerschen Löwen zu seinem Begleiter macht, der für alle außer ihm unsichtbar ist und auch eine Handvoll Blumenberg-Studenten in seinen Bann schlägt. Der zauberhaft leichte Text mit großem Tiefgang hat der Autorin in diesem Jahr den Kleistpreis, den Ricarda-Huch-Preis sowie den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis eingetragen - wir gratulieren!


September 2011 Buchcover: Thomas Mann, der Amerikaner
Hans Rudolf Vaget
»Thomas Mann, der Amerikaner«
Leben und Werk im amerikanischen Exil 1938 - 1952


S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2011
583 S. mit Fototeil und Register der erwähnten Namen, Werke und Institutionen
ISBN 978-3-10-087004-9
Geb. € 24,95

Thomas Mann lebte vierzehn Jahre in den USA. Er hatte 1938 sein sicheres Exil in der Schweiz verlassen, um in die Vereinigten Staaten zu emigrieren. Als Vertreter des Anderen Deutschland nahm er von Kalifornien aus den Kampf gegen Hitlerdeutschland auf und kehrte erst 1952 als amerikanischer Staatsbürger nach Europa zurück. Die Biographie von Hans Rudolf Vaget recherchiert ausführlich und detailliert die amerikanischen Jahre des einstigen Literaturnobelpreisträgers. So erfahren wir viel über die Wandlung dieses Schriftstellers, der sich 1918 in den »Betrachtungen eines Unpolitischen« noch gegen ein politisches Engagement ausgesprochen hatte, zum engagierten Demokraten. Wir erfahren auch alles über die negativen Wirkungen, die "der Amerikaner" noch im Nachkriegsdeutschland erzielte. Die Bezeichnung "Thomas Mann, der Amerikaner" war nämlich als Beschimpfung gemeint.

August 2011 Buchcover: Elisabeth Filhol - Der Reaktor

Elisabeth Filhol
»Der Reaktor«
Roman
Aus dem Französischen von Cornelia Wend
Deutsche Erstausgabe


Verlag Edition Nautilus, Hamburg 2011
128 S., ISBN 978-3-89401-740-8
Geb. mit Schutzumschlag, € 16,-



Dieser Erstlingsroman beschreibt in kühler, sachlicher Sprache den "Normalfall" im Alltagsleben eines französischen Atomreaktors. Wir erfahren, daß die jährliche Wartung von Subunternehmern vorgenommen wird, die als Zeitarbeiter eine hohe Strahlenbelastung auf sich nehmen müssen und sich deshalb selbst als "Neutronenfutter" bezeichnen. "Elisabeth Filhol nutzt die Mittel der Literatur, um die Schutzhülle aus Verdrängung und Beschwichtigungsrhetorik zu durchstoßen, die die Kraftwerke umgibt", schreibt der Tagesanzeiger Zürich. "Die Arbeiter an der 'Front' der Energiegewinnung stellen keine Risikoabwägung an. Es ist ihr Körper, der ihnen mit Schweißausbrüchen, mit Schwäche- und Panikanfällen signalisiert, daß sie für diese Technologie nicht geeignet sind - und umgekehrt diese Technologie nicht für sie, für uns." 30.000 solcher Leiharbeiter halten die französische Atomindustrie am Laufen. Wie viele es in Deutschland sind, ist nicht bekannt, aber die Bundesregierung in Berlin hat in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linken bestätigt, daß Leiharbeiter in deutschen AKWs höheren Strahlungsdosen ausgesetzt sind als festangestellte Mitarbeiter.
Dieses Buch ist ein Stück "Littérature engagée" - vergleichbar mit Remarques »Im Westen nichts Neues« und Steinbecks »Früchte des Zorns«.


Juli 2011 Buchcover: Jörg Schindler - Öldämmerung

Jörg Schindler
»Öldämmerung«
Deepwater Horizon und das Ende des Ölzeitalters


oekom Verlag, München 2011
125 S., ISBN 978-3-86581-246-9
Broschiert, € 12,95


Niemand spricht mehr von der Deepwater-Horizon-Katastrophe im April 2010, der bislang größten Ölkatastrophe in der Geschichte der Menschheit. Die Verantwortlichen in den Medien werden sicher wissen, warum. Umso fachkundiger und tiefschürfender markiert dieses Büchlein von Jörg Schindler die Problematik dieses Erdöldramas, die er ein Menetekel nennt: "Peak Oil markiert das Ende von Business as usual." Dabei ist der Autor kein Linker. Er war bis Ende 2008 Geschäftsführer der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH, einer Firma, die der Rüstungsindustrie zuzurechnen ist. Er war Mitglied der Enquetekommission des Bayerischen Landtags »Neue Energie für das neue Jahrtausend« und ist Gründungs- und Vorstandsmitglied der ASPO (Association for the Study of Peak Oil and Gas) Deutschland. Er weiß also, wovon er spricht, und wir Leser profitieren von seinem Insiderwissen.
"Die fossil befeuerte Ökonomie arbeitet auf ihren eigenen Untergang hin, als gäbe es keine Alternative." (Süddeutsche Zeitung)


Juni 2011 Buchcover: Beat Ringger - Maßt euch an!

Beat Ringger
»Maßt euch an!«
Auf dem Weg zu einem offenen Sozialismus


Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2011
217 S., ISBN 978-3-89691-875-8
Kartoniert, € 24,90



Dieses Buch ist eine Antwort auf die Ideologie des Neoliberalismus à la Friedrich von Hayek, der 1996 in Tübingen das Buch »Die verhängnisvolle Anmaßung: Die Irrtümer des Sozialismus« erscheinen ließ. Dabei ist es doch gerade das System des globalisierten Kapitalismus, der die Menschheit durch seine Irrationalität von einer Krise in die andere stürzt. Dies kritisch zu sehen, bedarf nicht unbedingt einer parteipolitischen "sozialistischen Brille", aber wie der Schweizer Autor Beat Ringger (geb. 1955) zeigt, gibt es doch eine sozialistische Vernunft, die das kapitalistische System gerade wegen seiner Ungerechtigkeit und Maßlosigkeit gedanklich zu überwinden vermag. Der Autor arbeitet als Zentralsekretär der Schweizer Gewerkschaft der öffentlichen Dienste sowie als geschäftsführender Sekretär des sozialkritischen Thinktanks "Denknetz". Sein Buch ist nichts weniger als eine begründete Aufforderung zu der demokratisch-sozialistischen Umgestaltung der kapitalistischen Gesellschaft.


Mai 2011 Buchcover: Hans Jürgen Krysmanski - Hirten & Wölfe
Hans Jürgen Krysmanski
»Hirten & Wölfe«
Wie Geld- und Machteliten sich die Welt aneignen


Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster
(3., gründlich überarbeitete Auflage) 2011
313 S., ISBN 978-3-89691-602-0
Kart. € 29,90


"Globalisierung und Privatisierung hängen zusammen. Alles, was uns lieb und teuer ist, was uns vielleicht noch gemeinsam gehört, was öffentliches Gut ist wie das Bildungssystem, soll privatisiert werden. Je mehr privatisiert wird, desto weniger Privatleute, das heißt, Leute, die über sich selbst verfügen, wird es geben. Die wenigen Privatleute aber, die übrig bleiben, die werden immer privater, und sie werden immer reicher. Es sieht so aus, als würde ihnen die Welt gehören. Die Herrschaft der Reichen nennt man Plutokratie.
Plutokratie ist die 'Privatisierung der Politik', ist 'Politik als Privatangelegenheit' einer kleinen Gruppe von Superreichen und ihrer Netzwerke. Auch Politikwissenschaftler aus unserer Mitte sprechen inzwischen vom 'verblassenden Mythos der Meritokratie' - also der Leistungsgesellschaft - und vom 'Superreichtum als Gefahr für die Demokratie'."

Der Soziologe Krysmanski, emeritierter Professor an der Universität Münster, einst Präsidiums-Mitglied des Weltfriedensrates und heute Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats von Attac und der Rosa-Luxemburg-Stiftung, schreibt kritisch über gesellschaftliche Fragen von hoher Aktualität wie: "Wem gehört die Welt?", "Wem gehört die EU?" und "Wer führt die neuen Kriege?"

April 2011 Buchcover: "Markt und Macht" - Norbert Häring

Norbert Häring
»Markt und Macht«
Was Sie immer schon über die Wirtschaft wissen wollten, aber bisher nicht erfahren sollten


Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 2010
ISBN 978-3-7910-2986-3
Pb, 292 S. mit Register und Literaturverzeichnis
€ 19,95 


Dies ist das subversive Buch eines Wirtschaftsjournalisten (»Handelsblatt«-Kolumnist), der mit der akademischen Wirtschaftswissenschaft ("Die fünf Wirtschaftsweisen") unzufrieden ist und das Monster "Freie Marktwirtschaft" für den interessierten Laien unter die Lupe nimmt.


Hinweis:
Unser Redakteur findet, daß das folgende Buch eine gute Ergänzung ist für dieses Buch des Monats April 2011: Hans Jürgen Krysmanski, »Hirten & Wölfe«. Wie Geld- und Machteliten sich die Welt aneignen. Verlag Westfälisches Dampfboot, ISBN 978-3-89691-602-0, € 29,90


März 2011 Buchcover: Ignacio Ramonet - Der perfekte Crash

Ignacio Ramonet
»Der perfekte Crash«
Krise des Jahrhunderts und Neugestaltung der Zukunft


Rotbuch Verlag, Berlin 2010
ISBN 978-3-86789-106-6
125 S., Kt.
€ 9,95


Dieses Buch spricht von einer Krise, die sich über die ganze Welt ausbreitet. Die kapitalistische Gewalt beruht auf den 10 Geboten der liberalen Religion, die dazu berufen sind, in allen Bereichen menschlicher Kultur zur Norm zu werden. Milliardenschulden, wachsende Armut und absurde Sanierungsprogramme beruhen auf einer Ideologie, die den aggressiven Kapitalismus zur alternativlosen Doktrin erhoben hat.

Igancio Ramonet, geb. 1943, ist Professor in Paris und einer der Organisatoren des Weltsozialforums. 2008 erschien Fidel Castros Autobiographie »Mein Leben« unter Mitarbeit von Ignacio Ramonet (unser "Buch des Monats" Januar/Februar 2009).


Februar 2011 Buchcover: Vatican AG

Buch des Monats Februar 2011: wieder lieferbar!

Gianluigi Nuzzi
»Vatikan AG«
Ein Geheimarchiv enthüllt die Wahrheit über die Finanz- und Politskandale der Kirche


Ecowin Verlag, Salzburg 2010
356 S., mit Glossar und Register
ISBN 978-3-902404-89-3
Geb. € 22,50


Sie haben richtig gelesen: Es handelt sich tatsächlich um unsere Buchempfehlung für den Monat Februar, die wir damals nicht publik machen konnten, weil das Buch gerade vergriffen war. Wir versprachen im Februar, unsere Empfehlung zu späterer Zeit nachzuholen, und darum jetzt dieser verspätete Newsletter. Inzwischen hat dieses Buch über die finanziellen Machenschaften des Vatikan (insbesondere die Geldwäsche) in Italien Furore gemacht; denn der Papst hat aufgrund dieses Buches zulassen müssen, daß die Vatikanbank der Bankenaufsichtsbehörde unterstellt wird. Mehr muß man über dieses Buch und seine politische Brisanz eigentlich nicht sagen.


Januar 2011 Buchcover: Katherine Anne Porter "Das Narrenschiff"

Katherine Anne Porter
»Das Narrenschiff«
Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Susanna Rademacher
Überarbeitete und kommentierte Neuausgabe
Nachwort von Elke Schmitter


Manesse Verlag, Zürich 2010
ISBN 978-3-7175-2220-1
702 S., Ln. mit Schutzumschlag und Lesebändchen
€ 26,95


Fast fünf Jahrzehnte nach seinem ersten Erscheinen in Deutschland kommt dieser fulminante Gesellschaftsroman erneut in deutscher Sprache heraus. Damals, 1963, war dieses Buch, obwohl Weltliteratur, in diesem Land höchst ungnädig empfangen worden und bei Lesern wie bei Buchkritik durchgefallen. Man warf ihm Deutschenverachtung, Ressentiment und Rassismus vor, und die Tageszeitung Die Welt nannte ihn ein "Dokument des Hasses". Dabei schildert die Autorin nur nüchtern die Eindrücke und Erlebnisse einer Schiffsreise, die sie 1931 vom mexikanischen Veracruz nach Bremerhaven unternahm. Sie porträtiert somit realistisch und mit stilistischer Eleganz die Mentalität von Schiffspassagieren am Vorabend des Dritten Reiches. Die Neuausgabe ist also eine verlegerische Tat, die literarisch, psychologisch und geschichtlich genau in die Ära der neuen Berliner Republik paßt.

Katherine Anne Porter in Mexiko, 1930.
Katherine Anne Porter in Mexiko, 1930.

Dezember 2010 Buchcover: Mikis Theodorakis - Ein Leben in Bildern

»Mikis Theodorakis - Ein Leben in Bildern«
Herausgegeben, ausgewählt und mit einem Interview von Asteris Kutulas

Mit zahlreichen Abbildungen, 2 CDs und einer DVD (Mikis Theodorakis - "Canto General" Aufführung in Chile 1993)


Verlag Schott Music GmbH, Mainz 2010
ISBN 978-3-7957-0713-2
160 S., Großformat, geb. mit Schutzumschlag
€ 49,95


November 2010 Buchcover: Heinrich Hannover - Reden vor Gericht

Heinrich Hannover
»Reden vor Gericht«
Plädoyers in Text und Ton


PapyRossa Verlag, Köln 2010
ISBN 978-3-89438-438-8
Geb., 276 S., mit zahlreichen Fotos
und einer Audio-CD (Originalaufnahmen einiger Plädoyers vor Gericht)
€ 22,-


Heinrich Hannovers Reden vor Gericht sind ein juristischer Streifzug durch die Zeitgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Dieser Rechtsanwalt (Jg. 1925) hat sich vorwiegend als Strafverteidiger und als Vertreter von Kriegsdienstverweigerern engagiert und sich damit einen Namen gemacht. Die Dokumentation reicht von der Frage "Darf man Hitler-Generale Massenmörder nennen?" (Der Fall Lorenz Knorr, Landgericht Wuppertal 1964) bis hin zum DDR-Reformpolitiker Hans Modrow (Landgericht Dresden 1993: "Abstrafung eines Hoffnungsträgers?"). Hier spricht das Gewissen: Gerechtigkeit, Schutz der in der Verfassung garantierten Grundrechte, Vernunft.


Oktober 2010 Buchcover: Christa Wolf - Stadt der Engel

Christa Wolf
»Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud«


Suhrkamp Verlag, Berlin 2010
ISBN 978-3-518-42050-8
Gebunden mit Schutzumschlag, 414 S.
€ 24,80


"In der Stadt der Engel wird mir die Haut abgezogen, sie wollen wissen, was darunter ist, und finden wie bei einem gewöhnlichen Menschen Muskeln Sehnen Knochen Adern Blut Herz Magen Leber Milz, sie sind enttäuscht, sie hatten auf die Innereien eines Monsters gehofft."

Die weltbekannte Erzählerin der untergegangenen DDR (»Der geteilte Himmel« (1963), »Nachdenken über Christa T« (1968), »Kindheitsmuster« (1976), »Kein Ort. Nirgends« (1974), »Kassandra« (1983), »Störfall« (1987), »Medea« (1996) u.a.) erinnert sich in einem schmerzhaft-autobiographischen Roman an ihre erste Begegnung mit dem amerikanischen Westen. Es geht um das "altbekannte Problem des blinden Flecks" und "das mögliche Ende unserer Zivilisation": "Die Suche nach dem Paradies hat überall zur Installation der Hölle geführt." Eine existentielle Auseinandersetzung mit der Weltkrise nach der Niederlage einer sozialistischen Alternative zum globalisierten Kapitalismus.

"Die Ursache für den Kollaps des Bankwesens, der Lebensader eines Wirtschaftssystems, das auf einmal sogar wieder »Kapitalismus« heißen darf, wird allerdings möglichst auf die psychologische Ebene geschoben: Die unersättliche Geldgier der Manager und Wirtschaftsbosse. Gestern hörte ich, eine neurologische Forschergruppe habe ein Gen entdeckt, das über ein kompliziertes Belohnungssystem im Gehirn die Gier nach Geld und Besitz antreibt, so daß der mit diesem Gen Behaftete kaum etwas gegen seinen wilden egoistischen Aktionismus tun kann. Die Lösung der Probleme, heißt es, wäre wohl eine Durchmischung des Personals in der Leitung bestimmter Unternehmen: von den Gier-Gen-Trägern mit anderen, mehr buchhalterisch Veranlagten."


September 2010 Buchcover: Klaus Wagenbach - Die Freiheit des Verlegers

Klaus Wagenbach
»Die Freiheit des Verlegers«
Erinnerungen, Festreden, Seitenhiebe
Hrsg. von Susanne Schüssler


Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2010
ISBN 978-3-8031-3632-9
Gebunden, 350 S.
€ 19,90


Klaus Wagenbach gibt sich als ein offenes Buch. Der Westberliner linke Verleger (geb. 1930) erinnert sich (mit vielen Fotos), wie er eigentlich ungewollt zum querköpfigen Verleger wurde, weil er wegen eines Protestbriefes an den damaligen Bundesanwalt vom Fischer Verlag wegen "Überschreitung Ihrer Kompetenzen" entlassen wurde. Die Lektüre der vielen hier zusammengetragenen Episoden ist ein reines Vergnügen: Widerstandsliteratur über die vielfach vergessenen westdeutschen Verhältnisse aus erster Hand! Wagenbach kommt in seinen Rückblicken als heiterer Bohemien, Freund kleiner und größerer Literaten, Kenner und Freund von Italien vor, der wie ein Glückspilz auch die schwierigsten Situationen zu seinen Gunsten zu wenden vermag. Man merkt dem Buch an, wie gern er lacht, auch über sich selbst. Das macht ihn so sympathisch.


August 2010 Franca Rame, Dario Fo - Ein Leben aus dem Stegreif

Franca Rame mit Dario Fo
»Ein Leben aus dem Stegreif«
Mit Zeichnungen von Dario Fo
Aus dem Italienischen von Peter O. Chotjewitz


Rotbuch Verlag, Berlin 2010
ISBN 978-3-86789-096-0
255 S., geb. mit Schutzumschlag
€ 19,95


Franca Rame (geb. 1929) erzählt ihr Leben, natürlich mit Hilfe ihres Mannes Dario Fo (geb. 1926), dem Literaturnobelpreisträger von 1997. Beide zusammen sind berühmt geworden durch ihr politisches Volkstheater, das trotz Zensur, Staatsterrorismus und faschistischen Anschlägen immer gut funktioniert hat. Die Form ihrer ereignisreichen Erzählungen ist originell und ebenso improvisiert wie die Bühnenstücke dieses großartigen Paares: Franca benutzt nämlich die Überblendungstechnik des Computerbildschirms, auf dem ein Bild in ein anderes übergehen kann. Dabei erfahren wir auch sehr viel Persönliches aus der Privatsphäre - so zum Beispiel, wie der geliebte Sohn Jacopo seine Mutter fragt: "Mama, wie machen es die Frauen, wenn sie masturbieren?" Darüber, erfahren wir jetzt, wurde in Italien mit seiner klerikalen Moral damals auch unter ganz Linken nicht gesprochen, und das Wort "Klitoris" war auch für Franca und Dario als Eltern eines wißbegierigen jungen Mannes immer noch ein Fremdwort. Es war eben so, wie Wilhelm Reich schon in den 30er Jahren erkannte: Die sexuelle Aufklärung hatte das Proletariat immer noch nicht erreicht!


Juli 2010

Marie-Monique Robin
»Mit Gift und Genen«
Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert
Aus dem Französischen von Dagmar Mallett


Goldmann-Taschenbuch Nr. 15622 (2010)
ISBN 978-3-442-15622-1
kartoniert, 508 S., ausführlicher Anmerkungsteil
€ 9,95


Wird Monsanto es als erster schaffen, die Ernährung der gesamten Weltbevölkerung in die Hand zu bekommen? Schon heute sind 90% der in der ganzen Welt angebauten gentechnisch veränderten Organismen Monsanto-Patente. Was unter der Bezeichnung "Biotechnologie" mit wissenschaftlichem Aufwand und unter juristischer Absicherung durch Heerscharen von gut bezahlten Anwälten betrieben wird, könnte diesen größten Saatgutproduzenten der Welt dazu bringen, wie ein Big Brother den Planeten Erde zu beherrschen. Das Buch der französischen Journalistin Marie-Monique Robin beruht auf den Recherche-Ergebnissen für mehrere Dokumentarfilme, die sie für den Fernsehsender ARTE gemacht hat.


Juni 2010 Buchcover - Royston Maldoom "Tanz um dein Leben"
Royston Maldoom
»Tanz um dein Leben«
Meine Arbeit, meine Geschichte
In Zusammenarbeit mit Jacalyn Carley
Aus dem Englischen von Nora Petra Lachmann


S. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2010
ISBN 978-3-10-047390-5
gebunden mit Schutzumschlag, 315 S., mit zahlreichen Abbildungen,
€ 22,95


Wer den Tanz-Film »Rhythm is it« mit Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern (250 Kinder und Jugendliche tanzen Strawinsky »Le Sacre du Printemps«) gesehen hat, der erinnert sich auch an den Tanzmeister Royston Maldoom, der in seiner Autobiographie nun beschreibt, wie er, aus ärmsten Verhältnissen kommend, zum weltbekannten Choreographen geworden ist.

Mai 2010 Buchcover: Howard Zinn - Schweigen heißt Lügen

Howard Zinn (1922-2010)
»Schweigen heißt Lügen«
Autobiographie
Aus dem Englischen von Jürgen Schneider


Edition Nautilus, Verlag Lutz Schulenburg, Hamburg 2010
ISBN: 978-3-89401-604-3
Kt., 288 S., mit ausführlichem Namensregister
€ 22,-


Aus welchen Gründen wird ein ehemaliger amerikanischer Bomberpilot im Krieg gegen Hitlerdeutschland zum Pazifisten, der den Krieg als ein Verbrechen an der Menschheit betrachtet? Wieso widmet er fortan sein ganzes Leben der überall bekämpften Friedensbewegung, hält Vorträge über Bürger- und Menschenrechte und schreibt Bücher wie die »Geschichte des amerikanischen Volkes«, die das offizielle Selbstbild der amerikanischen Nation radikal infrage stellen? In seiner Autobiographie stellt er die Gründe und Anlässe dar, die ihn als Historiker und politischen Aktivisten motivierten, wie ein Vertreter einer Philosophie der Hoffnung aufzutreten: "Nur das Korrektiv der historischen Analyse kann Licht in das Dunkel bringen." Und: "Ich habe kein Recht, zu verzweifeln. Ich bestehe auf Hoffnung."

April 2010 Buchcover: Arundhati Roy "Aus der Werkstatt der Demokratie"

Arundhati Roy
»Aus der Werkstatt der Demokratie«
Essays, aus dem Englischen übersetzt von Anette Grube


Verlag S.Fischer Frankfurt / Main, 2010
ISBN: 978-3-10-066066-4
336 S., mit Glossar, Anmerkungen + Register
Geb., mit Schutzumschlag und Lesebändchen
€ 19,95


"Radikal sein ist, die Sache an der Wurzel fassen. Die Wurzel für den Menschen aber ist der Mensch."    (Marx, 1844)

In diesem marxistischen Sinne ist die indische Autorin Arundhati Roy (geb. 1961) vergleichbar mit Alice Rühle-Gerstel (1894-1943) in Deutschland: Sie betreibt Aufklärung über gesellschaftliche Verhältnisse. Nachdem sie mit ihrem Roman »Der Gott der kleinen Dinge« weltweit bekannt wurde, tritt sie auch als Bürgerrechtlerin und Globalisierungskritikerin in Erscheinung. So soll sie 2006 den staatlich finanzierten höchsten Literaturpreis Indiens abgelehnt haben, weil sie gegen die Staudamm-Projekte der indischen Regierung und deren Atomkraft-Politik protestierte. Ihr jüngstes Buch ist eine Sammlung von Aufsätzen, die zwischen 2002 und 2008 geschrieben wurden. Geschützt nur durch ihren berühmten Namen als Romanautorin, schreibt sie für die Weltöffentlichkeit auf, was im indischen Kapitalismus tatsächlich geschieht und nicht nur von den westlichen Medien geflissentlich verschwiegen wird.


März 2010 Buchcover: Vandana Shiva "Leben ohne Erdöl"

Vandana Shiva
»Leben ohne Erdöl«
Eine Wirtschaft von unten gegen die Krise von oben


Rotpunktverlag, Zürich 2009
ISBN: 978-3-85869-405-8
Kt., 260 S., zahlreiche Farbfotos
€ 19,50


Februar 2010 Buchcover: Klaus Körner "Wir zwei betreiben ein Compagniegeschäft"

Klaus Körner
»Wir zwei betreiben ein Compagniegeschäft«
Karl Marx und Friedrich Engels
Eine außergewöhnliche Freundschaft


Konkret Literatur Verlag, Hamburg 2009
ISBN 978-3-89458-264-7
broschiert, 176 S.
€ 15,00


Januar 2010 Buchcover: Wolfgang Müller "Die großen Wirtschaftslügen"

Wolfgang Müller
»Die großen Wirtschaftslügen«
Raffgier mit System


Knaur Verlag, München 2009
ISBN 978-3-426-78165-4
Kt., 304 S.
€ 8,95


Dezember 2009 Buchcover: Karl Kraus und Rosa Luxemburg "Büffelhaut und Kreatur"

Karl Kraus und Rosa Luxemburg
»Büffelhaut und Kreatur«
Die Zerstörung der Natur und das Mitleiden des Satirikers.
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Friedrich Pfäfflin.


Friedenauer Presse, Berlin 2009
ISBN: 978-3-932109-60-7
Broschur, 32 S.
€ 9,50


November 2009 Buchcover: Jutta Ditfurth "Zeit des Zorns"

Jutta Ditfurth
»Zeit des Zorns«
Streitschrift für eine gerechte Gesellschaft


Droemer Verlag, München 2009
ISBN 978-3-426-27504-7
Broschur, 267 S.
€ 16,95


Oktober 2009 Buchcover: Tim Weiner "CIA. Die ganze Geschichte"
Tim Weiner
»CIA. Die ganze Geschichte«


Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 2009
ISBN 978-3-596-17865-0
Kt., 864 S.
€ 12,95


September 2009 Buchcover: Gabriele Gillen, Walter van Rossum "Schwarzbuch Deutschland"

Gabriele Gillen, Walter van Rossum (Hg.)
»Schwarzbuch Deutschland«
Das Handbuch der vermissten Informationen


Rowohlt Verlag, Reinbek 2009
ISBN 978-3-498-02504-5
Geb., 656 S.
€ 24,90


August 2009 Buchcover: Marion Tauschwitz "Dass ich sein kann, wie ich bin - Hilde Domin"

Marion Tauschwitz
»Dass ich sein kann, wie ich bin
Hilde Domin - Die Biografie«


Palmyra Verlag, Heidelberg 2009
ISBN 978-3-930378-81-4
Geb., 576 S.
76 Schwarzweißfotos und Abbildungen
€ 28,00


Juli 2009 Buchcover: Kapfenberger "Ho Chi Minh"

Hellmut Kapfenberger
»Ho Chi Minh«
Eine Chronik


Verlag Neues Leben, Berlin 2009
ISBN 978-3-355-01758-9
Kt., 288 S. s/w-Abbildungen
€ 14,90


Juni 2009 Buchcover: Sibylle Lewitscharoff "Apostoloff"
Sibylle Lewitscharoff
»Apostoloff«
Roman


Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 978-3-518-42061-4
Geb., 247 S.
€ 19,80

Mai 2009 Buchcover: Nicholson Baker "Menschenrauch"

Nicholson Baker
»Menschenrauch«
Wie der Zweite Weltkrieg begann und die Zivilisation endete.


Rowohlt Verlag, Reinbek 2009
ISBN 978-3-498-00661-7
Geb., 640 S.
€ 24,90


April 2009 Buchcover: Heribert Prantl "Der Terrorist als Gesetzgeber"
Heribert Prantl
»Der Terrorist als Gesetzgeber«
Wie man mit Angst Politik macht


Droemer Verlag, München 2008
ISBN 978-3-426-27464-4
Kt., 220 S.
€ 14,95


März 2009 Buchcover: Irmtrud Wojak "Fritz Bauer 1903-1968. Eine Biographie"

Irmtrud Wojak
»Fritz Bauer 1903-1968. Eine Biographie«


Beck Verlag, München 2009
ISBN 978-3-406-58154-0
Geb., 638 S.
€ 34,-


Januar und
Februar 2009
Buchcover: Fidel Castro / Ignacio Ramonet "Fidel Castro. Mein Leben"

Fidel Castro / Ignacio Ramonet
»Fidel Castro. Mein Leben«


Rotbuch Verlag, Berlin 2008
ISBN 978-3-86789-038-0
Geb., 794 S. mit zahlreiche Abbildungen
€ 29,90


Dezember 2008 Buchcover: Dario Fo "Die Welt, wie ich sie sehe"

Dario Fo mit Guiseppina Manin
»Die Welt, wie ich sie sehe«
Autobiographie


Rotbuch Verlag, Berlin 2008
ISBN 978-3-86789-041-0
Geb., 192 S.
€ 19,90


November 2008 Buchcover: Friedrich Pfäfflin "Aus größer Nähe"

Friedrich Pfäfflin (Hrsg.)
"Aus großer Nähe"
Karl Kraus in Berichten von Weggefährten und Widersachern


Wallstein Verlag, Göttingen 2008
ISBN: 978-3-8353-0304-1
Leinen geb., 480 S. mit 11 Abbildungen
€ 39,90


Oktober 2008 Buchcover: Rüdiger Nehberg "Karawane der Hoffnung"

Rüdiger Nehberg , Annette Weber
»Karawane der Hoffnung«
Mit dem Islam gegen den Schmerz und das Schweigen


Piper Verlag, München 2008, SP 5209
ISBN: 978-3-492-25209-6
Kt., 395 S.
€ 9,95


September 2008 Buchcover: Gabriel Garcia Maruez "Dornröschens Flugzeug"

Gabriel García Márquez
»Dornröschens Flugzeug«
Journalistische Arbeiten 5
1961 – 1984

Aus dem Spanischen von Svenja Becker, Astrid Böhringer, Lisa Grüneisen, Silke Kleemann und Ingeborg Schmutte

Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008
ISBN 978-3-462-03975-7
Geb., 704 S.
€ 34,95


August 2008 Buchcover: Hansgeorg Hermann "Der Rhythmus der Freiheit"
Hansgeorg Hermann
»Mikis Theodorakis. Der Rhythmus der Freiheit«
Autorisierte Biographie


Verlag Neues Leben, Berlin 2008
ISBN 978-3-355-01740-4
Geb., 271 S.
€ 19,90

Juli 2008 Buchcover: William Faulkner "Licht im August"

William Faulkner
»Licht im August«
Roman, Übersetzung von Helmut Frielinghaus und Susanne Höbel


Rowohlt Verlag, Reinbek 2008
ISBN 978-3-498-02068-2
Geb., 480 S.
€ 19,90


Juni 2008 Buchcover: Gunnar Heinsohn "Söhne und Weltmacht"
Gunnar Heinsohn
»Söhne und Weltmacht«
Terror im Aufstieg und Fall der Nationen


Piper Verlag, München 2008
ISBN: 9783492251242
Kt., 192 S.
€ 8,95


Mai 2008 Buchcover: Hildebrandt "Die Sonne"
Dieter Hildebrandt
»Die Sonne«
Biographie unseres Sterns


Carl Hanser Verlag, München 2008
ISBN 978-3-446-23018-7
Geb., 390 S.
€ 23,50


April 2008 Buchcover: Kolko "Machtpolitik ohne Perspektive"

Gabriel Kolko
»Machtpolitik ohne Perspektive«
Die USA gegen den Rest der Welt


Rotpunktverlag, Zürich 2007
ISBN 978-3-85869-356-3
Kt., 327 S.
€ 24,-


März 2008 Buchcover: Kim Christian Priemel "Flick"

Kim Christian Priemel
»Flick«
Eine Konzerngeschichte
vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik


Wallstein Verlag, Göttingen 2007
ISBN: 978-3-8353-0219-8
Geb., 864 Seiten mit 40 Abbildungen
€ 48,-

Februar 2008 Buchcover: Florian Havemann "Havemann"

Florian Havemann
»Havemann«


Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 2008
ISBN 978-3-518-06941-7
Broschur, 1002 S.
€ 28,-

In der 2. überarbeiteten Auflage seit September 2008 wieder erhältlich

Aufgrund zahlreicher Klageandrohungen betroffener Personen, die sich in diesem autobiographischen Buch schlecht dargestellt fühlen, hat der Suhrkamp Verlag das Ende 2007 erschienene Werk im Januar 2008 kurzfristig zurückgezogen – man fürchtet sicher Prozesse wie die gegen den autobiographischen Roman von Maxim Biller, der kürzlich vom Bundesverfassungsgericht quasi verboten wurde, und greift nun zur Selbstzensur.

Der Verlag verspricht für den 21.4.2008 eine von beanstandeten Stellen "gereinigte" Neuauflage. Das aufregende Buch wird es überstehen.

Havemann provoziert.
"Des Autors großer Bericht über Familie Havemann, Vater Robert, den bekanntesten Dissidenten der DDR, und das eigene Leben in Ostberlin und, ab 1971, in Westdeutschland - als junger Rebell, Künstler, Linker, Flüchtling, als Außenseiter mit Ambitionen, künstlerischen und politischen, und als Verfassungsrichter wirft, ohne mit Hieben und Seitenhieben zu sparen, zahllose Einsichten und Antworten ab. Havemann erzählt, klärt auf und greift ein." (Verlagstext)

»Alle kennen Havemann. Keiner kennt Havemann«
"Der Großvater: Hans Havemann, Doktor der Philosophie, Gymnasiallehrer, Autor von Theaterstücken, philosophischen Büchern, Zeitungsredakteur, Feuilletonchef, dann Geologe, Arbeit in der Akademie der Wissenschaften der DDR, 1933 Mitglied der NSDAP, dann 1946 der SED.
Der Vater: Robert Havemann, Doktor der Philosophie, Naturwissenschaftler, Erfinder, Institutsdirektor, Professor, Autor, Widerstandskämpfer, durch die Nazis zum Tode verurteilt, Mitglied der SED, Abgeordneter der Volkskammer der DDR, Oppositioneller, Dissident, unter Hausarrest.
Der Sohn: Florian Havemann, Maler, Komponist, Autor, Arbeit als Elektriker, Reinigungskraft, Bühnenbildstudium, 1968 in der DDR wegen staatsfeindlicher Hetze im Gefängnis, Flucht in den Westen, Verfassungsrichter im Lande Brandenburg, Kandidat der PDS für die Bundestagswahl 2002."
Florian Havemann

Textprobe: "Ich bin ein Demokrat"
"Und dann der Westen, die freie Welt - was ist das für eine Welt? Was für eine Welt ist das für einen Aristokraten? Für einen wie mich. Eine Welt, in der es alles gibt. Monarchen, Alleinherrscher, Despoten und Tyrannen, den Beamtenstaat und die charismatische Herrschaft, die Adelsrepublik, die Elite und besonders die Möchtegernelite, den Plebs und die unterste Unterschicht, den Pöbel und seine Tribunen - alles und alles, was sich früher, zu früheren Zeiten leichter trennen, einteilen und zuordnen ließ, alles mit einem Mal, gleichzeitig, zur gleichen Zeit und sich gegenseitig durchdringend, im Larvenstadium und im Verfall, verpuppt und frech sich zur Schau stellend, und alles eingebettet, sich in einem großen Lotterbett wälzend, und dieses Bett, man nennt es Demokratie. Und ich, der ich so lange am Rand gesessen habe, habe immer auch mit auf diesem Bett gesessen, auf seiner immer noch bequemen Kante. Als Lumpenaristokrat. Jahrelang ohne Versicherungskarte. Aber gehabt euch wohl: ich fühlte mich wohl dabei, und ich beklage mich nicht. Ich beklage mich vielleicht deshalb nicht, weil ich mir dazu zu fein bin, mich zu beklagen, wie sich alle beklagen. Ich bin ein Demokrat wider Willen, aber ich bin ein Demokrat."


Januar 2008 Buchcover: Walter van Rossum "Die Tagesshow"
Walter van Rossum
»Die Tagesshow«
Wie man in 15 Minuten die Welt unbegreiflich macht


Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007
ISBN: 978-3462039511
Broschur, 208 S.
€ 8,95


Dezember 2007 Buchcover: Fee Czisch "Kinder können mehr"
Fee Czisch
»Kinder können mehr«
Anders lernen in der Grundschule


Verlag Antje Kunstmann, München 2007
ISBN: 978-3-88897-480-9
Broschur, 320 S.
€ 16,90


November 2007 Buchcover: Uwe Soukup "Wie starb Benno Ohnesorg?"

Uwe Soukup
»Wie starb Benno Ohnesorg?«
Der 2. Juni 1967


Verlag 1900 Berlin, Berlin 2007
ISBN: 978-3-930-27867-1
Broschur, 272 S.
€ 19,90


Oktober 2007 Buchcover: Roberto Saviano "Gomorrha"

Roberto Saviano
»Gomorrha«
Reise in das Reich der Camorra


dtv Verlag, München 2009
ISBN: 978-3-423-34529-3
Kt., 368 S.
€ 9,90

Die süditalienische Camorra ist längst so mächtig wie die Mafia. Der junge Roberto Saviano hat unter Einsatz des eigenen Lebens vor Ort recherchiert, Beweise geliefert und ein brillantes Buch geschrieben, das dem Leser den Atem nimmt.

"Saviano erzählt weniger eine Kriminal-, als eine Wirtschaftsgeschichte. Nicht organisierte Kriminalität, sondern organisierte Wirtschaftsmacht ist das Thema. Nicht Killer, sondern Manager sind die Protagonisten. Und ginge es in dieser Geschichte nicht immer wieder auch um Drogen, Waffen und Giftmüll, nicht um falsche Deklarationen, erpresserische Auftragsvergaben oder Billiglöhne, so könnte diese Geschichte auch unter feinen Leuten spielen. Das tut sie im Übrigen auch immer wieder. Denn was als mafiose Praktik öffentlich sichtbar wird, ist nur die Spitze eines Eisbergs. Die Camorra ist ein Wurzelsystem in den alltäglichen Lebensverhältnissen und Geschäftsbeziehungen des Südens. Und sie lebt ebenso davon, daß Menschen etwas nicht tun, als daß sie etwas tun: Daß ein Container nicht kontrolliert, eine Quittung nicht ausgestellt, ein Verletzter nicht versorgt wird, ein Zeuge etwas nicht gesehen hat.

Dieses Wurzelsystem reicht um die halbe Welt. Es waren die Camorra-Bosse, die früher als die Unternehmerverbände die Bedeutung des Standorts China erkannten. Neapel ist heute ein wichtiger Umschlagplatz für chinesische Importe, Halbfertigprodukte, die auf dubiose Weise über den Hafen eingeschleust, dann zur Weiterverarbeitung durch halb Europa reisen, um endlich als Produkte 'Made in Italy' in einem Kaufhaus in London oder in einer Boutique in Chemnitz zu landen."

Rache für ein Buch:

"Neben den vielen Morddrohungen, die der junge Autor Roberto Saviano wegen seines Buchen »Gomorrha« erhalten hat, liegt jetzt auch ein Hinrichtungsbeschluß vor. Das jedenfalls schreibt das römische Wochenmagazin »L'espresso« in seiner neuesten Ausgabe: 'Die Padriani haben nur das Datum der Ausführung offen gelassen.' "
(Süddeutsche Zeitung vom 18./19. August 2007)


September 2007 Buchcover: Howard Zinn "Eine Geschichte des amerikanischen Volkes"

Howard Zinn
»Eine Geschichte des amerikanischen Volkes«
Aus dem amerikanischen Englisch von Sonja Bonin, Seattle
mit ausführlicher Bibliographie


Verlag Schwarzerfreitag GmbH, Berlin 2007
ISBN: 978-3-937623-50-4
Klappenbroschur, 689 S.
€ 28,80

Brecht hat mit einem meisterhaften Gedicht die "Fragen eines lesenden Arbeiters" gestellt. Howard Zinn gibt mit seinem Standardwerk »Eine Geschichte des amerikanischen Volkes« dazu die Antwort eines schreibenden Arbeiters.

Zinn, Historiker und Dramatiker, geboren am 24. August 1922 in Brooklyn, New York, wuchs als Immigrantenkind in einer Arbeiterfamilie auf. Er war bis zu seiner Emeritierung als Professor für Geschichte und Politik an der Boston University sowie an den Universitäten von Paris und Bologna tätig.

Aus dem Klappentext: "Zinn schreibt in für ein Geschichtsbuch ungewöhnlich eingängiger Sprache nicht aus der Perspektive der Eroberer, sondern der Eroberten, spricht nicht vom Ruhm der Sieger, sondern über die Verluste der Besiegten, erklärt nicht im gehobenen Stil der Herrschenden, sondern in der ungeschmückten Sprache der Beherrschten: der Fabrikarbeiter, Frauen, Sklaven, Schwarzen, Indianer, der Vertreter der Arbeiterklasse und der Einwanderer." Inhaltlich reicht sein Buch von Columbus bis zu George W. Bush und seinem Afghanistan-Krieg. "Professor Zinn schreibt mit einem Enthusiasmus, den man in der bleiernen Prosa der akademischen Geschichtsschreibung selten antrifft." (The New York Times Book Review)


August 2007 Buchcover: Jens Loewe "Das Wasser-Syndikat"
Jens Loewe
»Das Wassser-Syndikat«
Über die Verknappung und Kommerzialisierung einer lebensnotwendigen Ressource


Porte Verlag, Dornach 2007
ISBN: 978-3-85636-290-7
Kt., 232 S.
€ 14,-


Juli 2007 Buchcover: Fred Pearce - "Wenn die Flüsse versiegen"

Fred Pearce
»Wenn die Flüsse versiegen«


Antje Kunstmann Verlag, München 2007
ISBN: 978-3-88897-471-7
Geb., 400 S.
€ 24,90

In Bolivien hat der Staat vor ein paar Jahren versucht, das Wasser zu privatisieren. Das Recht auf Trinkwasser wurde an einen amerikanischen Konzern verkauft. Sogar Regen sollte nicht mehr gesammelt werden dürfen, da auch der Regen profitabel genutzt werden sollte. Gottseidank hat es in Bolivien eine Volksbewegung gegeben, die den Staat gezwungen hat, die Wasserrechte dem Volk zurückzugeben - trotz Aufgebot von Polizei und Militär haben sich die Ausbeuter nicht durchsetzen können.

Das Beispiel zeigt, daß Wasser lebensnotwendig ist und die Rechte an seiner Nutzung weltweit ungleich verteilt sind. Hier setzt das Buch an. Wasser ist zu einer knappen Ressource geworden, von der man heute schon sagen kann, daß der Kampf um eine gerechte Verteilung zu den Kriegen von morgen führen kann. Die Wüstengebiete von Afrika, die Waldbrände im Süden Europas, die sogenannte Klimakatastrophe auf dem gesamten Globus sind alle Folgen der Ausbeutung und des Krieges gegen die Natur. Besonders betroffen sind davon die mehr als eine Milliarde zählenden Armen auf der Welt, denen man mit Industrialisierung und Marktwirtschaft buchstäblich das Wasser abgegraben hat. Die Beispiele, an denen sich diese Aussage festmachen läßt, liefert dieses Buch des Wirtschaftsjournalisten Fred Pearce, der mit seiner "Wasserethik" zu einem besseren Verhältnis der Menschheit zur Natur aufrufen will.


Juni 2007 Buchcover: Jens-Fietje Dwars - "Und dennoch Hoffnung - Peter Weiss"
Jens-Fietje Dwars
»Und dennoch Hoffnung. Peter Weiss«
Eine Biographie


Aufbau Verlag, Berlin 2007
ISBN: 978-3-351-02637-0
Geb., mit zahlreichen s/w-Fotografien, 302 S.
€ 24,95

Mai 2007 Buchcover Thomas Leif: Beraten & verkauft
Thomas Leif
»Beraten & verkauft«
McKinsey & Co. - der große Bluff der Unternehmensberater


Goldmann Verlag, München 2008
ISBN: 978-3-442-15485-2
Pb., 512 S.
€ 9,95

April 2007 Buchcover: Peter Hoeg - "Das stille Mädchen"
Peter Høeg
»Das stille Mädchen«
Roman


Carl Hanser Verlag, München 2007
ISBN: 978-3-446-20824-7
Geb., 464 S.
€ 24,90

März 2007 Buchcover: Günter Eich - "Sämtliche Gedichte"
Günter Eich
»Sämliche Gedichte«


Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN: 978-3-518-41859-8
Geb., 653 S.
€ 18,80

Februar 2007 Buchcover: Florianne Koechlin - "Das patentierte Leben"
Florianne Koechlin
»Das patentierte Leben«
Manipulation, Markt und Macht


Rotpunktverlag, Zürich 1998
ISBN: 978-3-85869-145-3
Broschur, 248 S. mit s/w-Abb.
€ 15,-

Januar 2007 Buchcover: Sabine Bode - "Die deutsche Krankheit"

Sabine Bode
»Die deutsche Krankheit - German Angst«


Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2006
ISBN: 978-3-608-94425-9
Geb., mit Schutzumschlag, 287 S.
mit Anmerkungen und Personenregister
€ 19,50

Zum Stichwort "German Angst" finden sich auf der Internet-Suchmaschine Google bereits 38.800 Eintragungen. Was Wolfgang Thierse "unsere kollektive Gefühlslage" nennt, ist also ein gesellschaftliches Phänomen, das immer stärker ins Bewußtsein der Öffentlichkeit dringt. Die Publizistin Sabine Bode (Jg. 1947) berichtet von der Straße ihrer Kindheit, die optisch keine Spuren der Nachkriegszeit mehr trägt, seelisch aber umso tiefere Erinnerungsspuren hinterlassen hat. In Gesprächen mit prominenten Vertretern der Volksgemeinschaft versucht sie, dem kollektiven Unbehagen auf den Grund zu kommen, hinter dem ganz sicher ein deutscher Selbsthaß steckt, der sich in Krisensituationen wie heute seinen Weg aus der Verdrängung zu bahnen versucht. Ein Buch also über die Lebenslügen der Berliner Republik.

Dezember 2006 Buchcover: "Aufklärung ist Ärgernis" - Karlheinz Deschner Leben, Werk, Wirkung

Hermann Gieselbusch & Michael Schmidt-Salomon (Hrsg.)
»Aufklärung ist Ärgernis«
Karlheinz Deschner – Leben, Werk, Wirkung

Mit Beiträgen von Karl Corino, Horst Herrmann, Hans Wollschläger, Ludger Lütkehaus, Joachim Kahl, Gabriele Röwer und anderen.


Alibri Verlag, Aschaffenburg 2006
ISBN: 978-3-86569-003-6
Kt., 350 S. mit zahlreichen Fotos
€ 18,-

"Der bedeutendste Kirchenkritiker des 20. Jahrhunderts" (Wolfgang Stegmüller), Autor der auf 10 Bände angelegten Kriminalgeschichte des Christentums in einem Würdigungsbuch, in dem auch die kritischen Stimmen zu Person und Werk nicht fehlen. Sichtbar werden der Mensch hinter dem Werk, das Werk in seinen Zusammenhängen sowie die Probleme der Aufklärung, die sich wie ein roter Faden durch dieses Buch ziehen: "Aufklärung ist Ärgernis; wer die Welt erhellt, macht den Dreck deutlicher."


November 2006 Buchcover: Helmut Friessner: "Demokratie im Fadenkreuz"

Helmut Friessner
»Demokratie im Fadenkreuz«
Die Attacken der Weltwirtschaft auf die demokratische Ordnung


Promedia Verlag, Wien 2006
ISBN: 978-3-85371-262-7
Broschur, 344 S.
€ 21,90


Oktober 2006 Buchcover: Florianne Koechlin: "Zellgeflüster"
Florianne Koechlin
»Zellgeflüster«
Streifzüge durch wissenschaftliches Neuland


Lenos Verlag, Basel 2005
ISBN: 978-3-85787-368-3
Geb., 256 S.
€ 20,50

September 2006 Buchcover: Werner Rügemer: "Der Bankier" Werner Rügemer
»Der Bankier«
Ungebetener Nachruf auf Alfred Freiherr von Oppenheim

Geschwärzte Übergangsausgabe bis zur Gerichtsentscheidung


Nomen Verlag, Frankfurt/Main 2006
ISBN 978-3-939816-00-3
Boschur, 136 S.
€ 14,-

Dieses Buch ist ein Unikum. Mit seiner Bauchbinde weist es ausdrücklich darauf hin, daß es sich um eine "geschwärzte Ausgabe" aufgrund einer gerichtlich erwirkten Einstweiligen Verfügung handelt. Der Gerichtsprozeß wird sich wahrscheinlich noch längere Zeit hinziehen. Aber die geschwärzten Stellen betreffen im Grunde nur unwichtige Formulierungen wie Angaben über die Menge der Bankschalter, die Namen der Großkunden und der "Superreichen". Nicht geschwärzt z.B. sind die Angaben über Konrad Adenauer, seinen Finanzberater Pferdmenges und die geheime Parteienfinanzierung. Die geschwärzten Passagen können zwar den Lesefluß etwas beeinträchtigen, aber nicht die Probleme verdecken, die durch den Versuch, durch Gerichtsbeschluß über die Beanstandung von belanglosen Textstellen private Zensur auszuüben, erst recht im richtigen Licht erscheinen.


August 2006 Buchcover: Luciano Canfora: "Eine kurze Geschischte der Demokratie"

Luciano Canfora
»Eine kurze Geschichte der Demokratie«
Von Athen bis zur EU


PapyRossa Verlag, Köln 2006,
ISBN 978-3-89438-350-3
Geb., 450 S.
€ 24,90

Ein italienischer Professor, der an der Universität Bari klassische Philologie lehrt, hat mit diesem Buch westdeutsche Lebenslügen und Verdrängungsleistungen kräftig infrage gestellt: Während Luciano Canforas Buch »La Democrazia - Storia di un Ideologia« in der Reihe »Europa bauen« in Italien, Frankreich, England und Spanien von jeweils führenden Fachverlagen herausgegeben wurde, ist dies in Deutschland nicht möglich gewesen. Obwohl ein Vertrag unterzeichnet und das Manuskript übersetzt worden war, entschied sich der Verlag C.H.Beck in letzter Minute gegen eine Veröffentlichung und berief sich auf ablehnende Gutachten deutscher Historiker. Ein Verfechter radikaler Demokratie wird kurzerhand zum Stalinisten erklärt.

Hat es etwa keinen maßgeblichen Einfluß der deutschen Großindustrie auf die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler gegeben? Hat es in den frühen Jahren der Bundesrepublik Deutschland etwa keine personelle Kontinuität mit dem Dritten Reich gegeben? Der historische Forschungsstand, auf den der Autor sich beruft, kann nicht mehr länger verdrängt werden.

Dem kleinen PapyRossa Verlag in Köln kommt das Verdienst zu, mit der Veröffentlichung des Canfora-Buches die Zensur gebrochen und der Wahrheit eine Gasse geschlagen zu haben.
(Wen es interessiert, der kann in einer weiteren Veröffentlichung von Luciano Canfora dessen Antwort an die Kritiker seines Buches nachlesen: »Das Auge des Zeus. Deutsche Geschichtsschreibung zwischen Dummheit und Demagogie«, konkret texte 43, Hamburg 2006, 10 Euro.)


Juli 2006 Buchcover: Anatol Gotfryd: "Der Himmel in den Pfützen"
Anatol Gotfryd
»Der Himmel in den Pfützen«
Ein Leben zwischen Galizien
und dem Kurfürstendamm


wjs verlag, Wolf Jobst Siedler jr., Berlin 2005
ISBN 978-3-937989-04-4
Geb., 280 S.
€ 22,-

Juni 2006 Buchcover: Swetlana Alexijewitsch: "Tschernobyl"
Swetlana Alexijewitsch
»Tschernobyl«
Eine Chronik der Zukunft

Aktualisierte Neuausgabe zum 20. Jahrestag


BvT Berliner Taschenbuch Verlag, Berlin 2006
ISBN 978-3-8333-0357-9
Kt., 288 S.
€ 9,90

Mai 2006 Buchcover: Mike Davis "Vogelgrippe"
Mike Davis
»Vogelgrippe«
Zur gesellschaftlichen Produktion von Epidemien
Aus dem Englischen von Ingrid Scherf


Assoziation A, Berlin und Hamburg 2005
ISBN 978-3-935936-42-2
Kt., 168 S.
€ 14,-

April 2006

Buchcover: Vandana Shiva "Biopiraterie"
Vandana Shiva
»Biopiraterie«
Kolonialismus des 21. Jahrhunderts
Eine Einführung
Übersetzt von Dana Aldes und Klaus Pedersen


Unrast Verlag, Münster 2002
ISBN 978-3-89771-416-8
Broschur, 156 S.
€ 14,-

März 2006 Buchcover: Jeffrey M. Smith "Trojanische Saaten"

Jeffrey M. Smith
»Trojanische Saaten«
GenManipulierte Nahrung - GenManipulierter Mensch
Aus dem Englischen von Gisela Kretzschmar.
Mit Verbraucher-Tips von Greenpeace und einem Nachwort von Christine von Weizsäcker.


Riemann Verlag, München 2004
ISBN 978-3-570-50060-6
Klappenbroschur, 415 S.
€ 19,-

Wildgänse fressen kein gentechnisch verändertes Soja. Kühe weigern sich instinktiv, Gen-Mais zu fressen. Auch Eichhörnchen, Elche, Rehe und Waschbären verabscheuen Gen-Pflanzen und rühren sie selbst in Hungerzeiten nicht an. Aber wenn Versuchstiere wie Laborratten gentechnisch veränderte Tomaten nicht fressen wollen, werden sie über Magensonden zwangsernährt. Und ebenso wie diese giftigen Tomaten werden gentechnisch veränderte Maissorten für den menschlichen Verzehr zugelassen, an denen zuvor in Laborexperimenten Hühner krepiert sind. Im Gentechnik-Labor der Großkonzerne werden die Artgrenzen zwischen Pflanze, Tier und Mensch aufgehoben. Rattengene finden sich im Salat.

US-Bürgerrechtler Jeffrey Smith, der in Iowa das Institute for Responsible Technology gründete, hat gut recherchiert. Sein faktenreiches und argumentationsstarkes Buch klärt auf und verdeutlicht, wie und warum der Wahnsinn der amerikanischen Gen-Food-Konzerne sich gegen alle Vernunft global durchzusetzen begonnen hat.


Februar 2006 Buchcover: Albert Conforti "Mozart"
Alberto Conforti
»Mozart«
Das junge Genie


Parthas Verlag, Berlin 2002
ISBN 978-3-932529-41-2
Geb., 144 S.
€ 19,80


Januar 2006 Buchcover: Balanyá, Doherty, Hoedeman, Ma'anit, Wesselius "Konzern Europa"
Balanyá, Doherty, Hoedeman, Ma'anit, Wesselius
»Konzern Europa«
Die unkontrollierte Macht der Unternehmen


Rotpunktverlag, Zürich 2001
ISBN 3-85869-216-6
Kt., 392 S.
€ 18,-

Dezember 2005 Buchcover: Carsten Frerk "Caritas und Diakonie in Deutschland"
Carsten Frerk
»Caritas und Diakonie in Deutschland«


Alibri-Verlag, Aschaffenburg 2005
ISBN 978-3-86569-000-5
Kt., 366 S.
€ 22,50

November 2005 Buchcover: David Harvey "Der neue Imperialismus"
David Harvey
»Der neue Imperialismus«
Aus dem Amerikanischen von Britta Dutke


VSA-Verlag, Hamburg 2005
ISBN 978-3-89965-092-1
Pb., 235 S.
€ 22,80

Oktober 2005 Buchcover: Ingrid und Gerhard Zwerenz "Sklavensprache und Revolte"
Ingrid und Gerhard Zwerenz
»Sklavensprache und Revolte«
Der Bloch-Kreis
und seine Feinde in Ost und West


Schwartzkopff Buchwerke, Berlin 2004
ISBN 3-937738-11-8
Hardcover mit Schutzumschlag, 544 S.
€ 15,-

September 2005 Buchcover: "Grundrechte-Report"
T. Müller-Heidelberg, U. Finckh, E. Steven,
H. Habbe, J. Miksch, W. Kaleck, M. Kutscha,
R. Gössner und F. Schreiber (Hg.)
»Grundrechte-Report 2005«
Zur Lage der Bürger- und
Menschenrechte in Deutschland


Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 2005
ISBN 3-596-16695-0
Br., 256 S.
€ 9,90

Seit neun Jahren gibt die Humanistische Union zusammen mit anderen Bürgerrechtsorganisationen diesen Grundrechte-Report heraus, mit dem die Aushöhlung der im Grundgesetz festgelegten Bürger- und Menschenrechte kritisch dokumentiert wird. Auch in diesem Jahr hat sich die Tendenz zum Überwachungsstaat fortgesetzt: "Unter Druck geraten sind die Grundrechte unter dem Vorzeichen weltweiter Bekämpfung des Terrorismus. Zu ihren eindringlichen Symbolen sind das Lager von Guantanamo und das Gefängnis von Abu Ghraib geworden. Der Umgang mit der Menschenwürde und den Rechten der Terrorverdächtigen stellt nicht nur den Geltungsanspruch der amerikanischen Verfassung und internationaler Menschenrechtsgarantien in Frage; er negiert den Geltungsanspruch von Recht überhaupt. Das ist nicht ohne Auswirkungen auf die Debatte über Grundrechte hierzulande geblieben."


August 2005 Buchcover: "Unsere Opfer zählen nicht"
Rheinisches JournalistInnenbüro
»Unsere Opfer zählen nicht«
Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg


Verlag Assoziation A, Berlin/Hamburg 2005
ISBN 978-3-935936-26-2
Geb., 444 S., mit 400 Fotos und 10 Karten
€ 29,50



Juli 2005 Buchcover: Kurt Flasch "Eva und Adam"
Kurt Flasch
»Eva und Adam«
Wandlungen eines Mythos


Verlag C.H. Beck, München 2004
ISBN 978-3-406-52763-0
Klappenbroschur, 112 S.
€ 12,00

Juni 2005 Buchcover: Swetlana Alexijewitsch "Die letzten Zeugen"
Swetlana Alexijewitsch
»Die letzten Zeugen«
Kinder im Zweiten Weltkrieg


Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2005
ISBN 978-3-7466-8133-7
Broschur, 320 S.
€ 8,95

Mai 2005 Buchcover: Walter Kempowski "Das Echolot"
Walter Kempowski
»Das Echolot«
Abgesang '45.

Ein kollektives Tagebuch


Albrecht Knaus Verlag, München 2005
ISBN 978-3-8135-0249-7
Leinen i. Schuber, 491 S.
€ 49,90

April 2005

Buchcover: Götz Aly "Hitlers Volksstaat"
Götz Aly
»Hitlers Volksstaat«
Raub, Rassenkrieg und
nationaler Sozialismus


S. Fischer Verlag, Frankfurt 2005
ISBN 978-3-10-000420-8
Geb., 445 S.
€ 22,90

März 2005 Buchcover: Adolf Holl "Der lachende Christus"
Adolf Holl
»Der lachende Christus«


Paul Zsolnay Verlag, Wien 2005
ISBN 978-3-552-05342-7
Geb., 304 S.
€ 21,50


Februar 2005 Buchcover: Thomas Quasthoff "Die Stimme"
Thomas Quasthoff
»Die Stimme«
Autobiographie


Ullstein Verlag, Berlin 2004
ISBN 978-3-550-07590-2
Geb., 320 S.
€ 24,-

Januar 2005 Buchcover: Felicitas Hoppe "Verbrecher und Versager"
Felicitas Hoppe
»Verbrecher und Versager«
Fünf Porträts


marebuchverlag, Hamburg 2004
ISBN 978-3-936384-12-3
Geb., 154 S.
€ 18,-

Dezember 2004 Buchcover: Wilhelm Schmid "Mit sich selbst befreundet sein"
Wilhelm Schmid
»Mit sich selbst befreundet sein«
Von der Lebenskunst im Umgang mit sich selbst


Bibliothek der Lebenskunst
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 978-3-518-41656-3
Geb., 433 S.
€ 19,80

November 2004 Buchcover: Werner Mittenzwei "Zwielicht"
Werner Mittenzwei
»Zwielicht«
Auf der Suche nach dem Sinn
einer vergangenen Zeit
Eine kulturkritische Autobiographie


Verlag Faber & Faber, Leipzig 2004
ISBN 978-3-936618-41-9
Geb., 512 S.
€ 29,70

Oktober 2004 Buchcover: Walter von Rossum "Meine Sonntage mit Sabine Christiansen"
Walter van Rossum
Meine Sonntage mit »Sabine Christiansen«
Wie das Palaver uns regiert


Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004
ISBN 3-462-03394-8
Kt., 185 S.
€ 8,90

September 2004 Buchcover: Uwe Timm - Morenga
Uwe Timm
»Morenga«
Aufstand der Herero in Deutsch-Südwestafrika:
Ein Roman aus historischen Fakten und
poetischen Imaginationen über ein
verdrängtes Kapitel der deutschen Geschichte.


dtv Verlag, München 2000
ISBN 978-3-423-12725-7
Kt., 448 S.
€ 10,90

August 2004 Buchcover, Michael Moore & Kathleen Glynn »Hurra Amerika!«
Michael Moore & Kathleen Glynn
»Hurra Amerika!«
»Adventures in a TV Nation«


Piper Verlag
ISBN 3-492-04627-4
Geb., 319 S.
€ 17,90

Juli 2004 Buchcover, Charles M. Huber »Ein Niederbayer im Senegal«
Charles M. Huber
»Ein Niederbayer im Senegal«
Mein Leben zwischen zwei Welten


Scherz Verlag
ISBN 3-502-18339-2
Geb., 350 S.
€ 19,90

Juni 2004 Buchcover, Ivan Nagel »Das Falschwörterbuch«
Ivan Nagel
»Das Falschwörterbuch«
Krieg und Lüge am Jahrhundertbeginn


Berliner Taschenbuch Verlag, Berlin 2004
ISBN 978-3-8333-0105-6
Pb., 139 S.
€ 8,90

Mai 2004 Buchcover, Dario Fo »Meine ersten sieben Jahre und ein paar dazu«
Dario Fo
»Meine ersten sieben Jahre
und ein paar dazu«


Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2005
ISBN 978-3-462-03631-2
Kt., 240 S.
€ 7,90

April 2004 Buchcover, Felicia Langer »Brandherd Nahost«
Felicia Langer
»Brandherd Nahost«
oder: Die geduldete Heuchelei


Lamuv Verlag GmbH
ISBN 3-88977-644-2
Kt., 170 S.
€ 9,90

März 2004 Buchcover: Alexander Granach - Da geht ein Mensch
Alexander Granach
»Da geht ein Mensch«
Autobiographischer Roman


Ölbaum Verlag, Augsburg 2003
ISBN 978-3-442-73603-4
Geb., 375 S.
€ 24,00

Februar 2004 Buchcover, Jan-Christoph Hauschild »Heiner Müller«
Jan-Christoph Hauschild
»Heiner Müller«
rororo Monographie


Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbeck 2000
ISBN 978-3-499-50572-0
Kt., 160 S.
€ 6,50

Januar 2004 Buchcover, Laurie Garret »Das Ende der Gesundheit«
Laurie Garret
»Das Ende der Gesundheit«
Bericht über die medizinische Lage der Welt


Siedler Verlag, München 2001
ISBN 978-3-88680-721-5
Geb., 544 S.
€ 24,-

Dezember 2003 Buchcover: Michael Moore »Volle Deckung Mr. Bush«
Michael Moore
»Volle Deckung Mr. Bush«
»Dude, Where's my Country?«


Piper Verlag, München
ISBN 3-492-04614-2
Kt., 316 S.
€ 12,90

November 2003 Buchcover: Christa Wolf - Ein Tag im Jahr
Christa Wolf
»Ein Tag im Jahr«
1960-2000


Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 978-3-518-46007-86
Pb., 702 S.
€ 14,-

Oktober 2003 Buchcover, Michail Gorbatschow »Mein Manifest für die Erde«
Michail Gorbatschow
»Mein Manifest für die Erde«
Jetzt handeln für Frieden, globale Gerechtigkeit und eine ökologische Zukunft


Campus Verlag
ISBN 3-593-37215-0
Geb., 155 S.
€ 17,90

September 2003 Buchcover, Georg Stefan Troller »Dichter und Bohemiens«
Georg Stefan Troller
»Dichter und Bohemiens«
Literarische Streifzüge durch Paris


Artemis und Winkler Verlag
ISBN 3-538-07149-7
Geb., 240 S.
€ 19,90

August 2003 Buchcover, Michael Moore »Querschüsse«
Michael Moore
»Querschüsse«
»Downsize This!«


Piper Verlag, München
ISBN 3-492-04564-2
Kt., 314 S.
€ 12,90

Juli 2003 Buchcover, Norman Mailer »Heiliger Krieg: Amerikas Kreuzzug«
Norman Mailer
»Heiliger Krieg: Amerikas Kreuzzug«


Rowohlt Verlag
ISBN 3-498-04492-3
Geb., 128 S.
€ 12,90

Juni 2003 Buchcover, Ramsey Clark »Wüstensturm«
Ramsey Clark (ehem. Justizminister der USA)
»Wüstensturm«
US-Kriegsverbrechen am Golf


Verlag für ganzheitliche Forschung
ISBN 3-936223-30-0
Br., 317 S.
€ 22,-

Mai 2003 Buchcover, William F. Pepper »Die Hinrichtung des Martin Luther King«
William F. Pepper
»Die Hinrichtung des Martin Luther King«
Wie die amerikanische Staatsmacht ihren Gegner zum Schweigen brachte


Verlag Diederichs
ISBN 3-7205-2405-1
Geb., 423 S.
€ 22,-

April 2003 Buchcover, Hans von Sponeck, Andreas Zumach »Irak. Chronik eines gewollten Krieges«
Hans von Sponeck, Andreas Zumach
»Irak. Chronik eines gewollten Krieges«
Wie die Weltöffentlichkeit manipuliert und das Völkerrecht gebrochen wird


Verlag Kiepenheuer & Witsch
ISBN 3-462-03255-0
Kt., 158 S.
€ 7,90

März 2003 Buchcover, Kurt Flasch »Die geistig Mobilmachung«
Kurt Flasch
»Die geistige Mobilmachung«
Die deutschen Intellektuellen und der Erste Weltkrieg


Alexander Fest Verlag
ISBN 3-8286-0117-0
Geb., 448 S.
€ 34,-

Februar 2003 Buchcover, William Rivers Pitt mit Scott Ritter »Krieg gegen den Irak«
William Rivers Pitt mit Scott Ritter (früherer UN-Waffenispekteur im Irak)
»Krieg gegen den Irak«
Was die Bush-Regierung verschweigt


Kiepenheuer & Witsch Verlag
ISBN 3-462-03211-9
Kt., 107 S.
€ 6,90

Januar 2003 Buchcover, Jörg Friedrich »Der Brand«
Jörg Friedrich
»Der Brand«
Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945


Propyläen Verlag, Berlin 2002
ISBN 978-3-549-07165-6
Geb., 592 S.
€ 25,-

Dezember 2002 Buchcover, Wladyslaw Szpilman »Der Pianist«
Wladyslaw Szpilman
»Der Pianist«
Mein wunderbares Überleben


Ullstein Verlag, Berlin 2002
ISBN 978-3-548-36351-6
Pb., 232 S., 17 Abb.
€ 8,95

November 2002 Buchcover, Michael Moore »Stupid White Men«
Michael Moore
»Stupid White Men«
Eine Abrechnung mit dem Amerika des George W. Bush


Piper Verlag, München 2002
ISBN 978-3-492-24127-4
Kt., 336 S.
€ 8,95

Oktober 2002 Buchcover, Chinua Achebe »Termitenhügel in der Savanne«
Chinua Achebe
»Termitenhügel in der Savanne«
Roman
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2002


edition suhrkamp Band 581
Suhrkamp Verlag, Berlin 2002
ISBN 978-3-518-11581-7
Kt., 260 S.
€ 7,99

September 2002 Buchcover, Christian Grefe, Mathias Greffrath, Harald Schumann »attac«
Christian Grefe, Mathias Greffrath, Harald Schumann
»attac«
Was wollen die Globalisierungkritiker?


Rowohlt Berlin Verlag
ISBN 3-87134-451-6
Kt., 222 S.
€ 12,90

August 2002 Buchcover, Gore Vidal »Ewiger Krieg für ewigen Frieden«
Gore Vidal
»Ewiger Krieg für ewigen Frieden«
Wie Amerika den Haß erntet, den es gesät hat


Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2002
ISBN 978-3-434-50539-6
Br., 132 S.
€ 13,50

Juli 2002 Buchcover, Arnold Schölzer »Das Schweigekartell«
Arnold Schölzer (Hrsg.)
»Das Schweigekartell«
Fragen und Widersprüche zum 11. September


Kai Homilius Verlag
ISBN 3-89706-8902-3
Geb., 320 S.
€ 18,-

Juni 2002 Buchcover, Felicia Langer »Quo vadis, Israel?«
Felicia Langer
»Quo vadis Israel?«
Die neue Intifada der Palästinenser


Lamuv Verlag
ISBN 3-88977-615-9
Kt., 173 S.
€ 9,90

Mai 2002 Buchcover, José Saranago »Das Zentrum«
José Saramago
»Das Zentrum«
Roman


Rowohlt Verlag, Reinbeck 2002
ISBN 978-3-498-06351-1
Geb., 395 S.
€ 22,90

April 2002 Buchcover, Carlo Feltrinelli »Senio Service«
Carlo Feltrinelli
»Senior Service«
Das Leben meines Vaters


Carl Hanser Verlag, München 2001
ISBN 978-3-446-20074-6
Hardcover, 464 S.
€ 24,90

März 2002 Buchcover, Franzobel »Scala Santa«
Franzobel
»Scala Santa«
oder Josefine Wurznbachers Höhepunkt
Roman


Paul Zsolnay Verlag
ISBN 3-552-04956-8
Geb., 397 S.
€ 19,90

Januar 2002 Buchcover, Robert Kurz »Schwarzbuch Kapitalismus«
Robert Kurz
»Schwarzbuch Kapitalismus«
Ein Abgesang auf die Marktwirtschaft


Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 978-3-8218-7316-9
Geb., 832 S.
€ 24,95

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