Felicitas Hoppe


Do. 20. September 2007
20.00 Uhr
Schnelle Zunge, helle Rede, stürmischer Gang


Felicitas Hoppe (Berlin)
liest aus ihrem jüngsten Roman
»Johanna« (S. Fischer Verlag)

Dichterlesung und Gespräch mit der Autorin


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Buchcover, Felicitas Hoppe "Johanna"

Eine poetische Geschichte über Johanna von Orléans und ihre Nebenfiguren, in der die Mutmaßungen über Johanna sie zur Chiffre machen für die Suche nach dem eigenen inneren Zentrum. Die Hauptfiguren dieses schmalen Romans sind: die Ich-Erzählerin, eine Doktorandin der Geschichtswissenschaft; ihr Doktorvater, der Geschichtsprofessor, der sie prompt durch die Prüfung fallen läßt; und schließlich ihr Alter Ego Dr. Peitsche, auf den sie sich immer wieder stützen kann.

"Umso besser. Ein Kuß in die Luft, ein Pfiff durch die Zähne, wir sind wieder da. Peitsche wickelt mich fest in die Decke. Er trocknet mich ab, und ich lache. Peitsche lacht, und ich trockne ihn ab. Ich nehme zwei Blüten aus seiner Frisur, die seinen Kopf wie zwei farbige Scherben bedecken. Und morgen, falls es das Wetter erlaubt, werden wir uns duzen."



Aus der Einführung von Mira Maase:

Was bewegt eine Autorin im 21. Jahrhundert, über eine Jungfrau aus dem 15. Jahrhundert zu schreiben, die ihr junges Leben auf dem Scheiterhaufen enden mußte? In der Geschichte sind es oft diejenigen, die gescheitert sind mit dem, was sie gewollt und gelebt haben, die unsere Aufmerksamkeit besonders auf sich ziehen. Warum gescheitert? Warum so und nicht anders? Was hat sie dazu gebracht, das Schicksal so herauszufordern, daß sie zum Opfer wurden?

Das ist alles keine akademische Frage. Viele Autoren der Literaturgeschichte haben sich an der Figur der Johanna von Orléans versucht – darunter Voltaire, Shakespeare, Schiller, George Bernhard Shaw, Bertolt Brecht, Jean Anouilh und Anna Seghers, die 1937 in einem Hörspiel »Der Prozeß der Jeanne D'Arc zu Rouen 1431« die historische Johanna zu Wort kommen ließ. Jeder der genannten Autoren hat seine eigene Johanna geschaffen – Anna Seghers z.B. betonte aufgrund der Prozeßakten diese Jeanne D'Arc als eine Widerstandsfigur.



Auch Felicitas Hoppe hat diese Prozeßakten genau studiert. Was für eine Figur bei ihr auch immer daraus geworden ist – Johanna ist und bleibt auch bei ihr eine Gestalt der Moderne. Moderne – das heißt Spiegelfigur für die Problematik der eigenen Widersprüche, unerfüllten Wünsche und der Suche nach Identität. Moderne, das heißt auch immer Auseinandersetzung mit sich selbst als ein denkender, fühlender und handelnder Mensch in der Zeitgeschichte. "Ich denke beim Schreiben nicht an den Mann in der hinteren Reihe", sagt Felicitas Hoppe in einem Essay mit dem schönen Titel »Flaschenpost an den Leser«. Und das Zitat geht weiter:  "... sondern an meine Freunde, meine Figuren, mit denen ich engsten Umgang pflege, um sie im Schreiben zum Sprechen zu bringen: 'Geliebte Johanna, warum bist du nicht einfach zu Hause geblieben?' Mit wem ich auch spreche, der Aufwand ist groß, mehr ist nicht nötig und auch nicht möglich. Danach lese und höre, wer kann und wer will. Für das, was darüber hinaus geschieht, bin ich nicht zuständig."

Zwei Stichwörter seien dieser Lesung zum Verständnis mit auf den Weg gegeben:
1. Es handelt sich um einen Prüfungsroman, der zeigt, wie man durch die eine Prüfung fällt und dadurch die andere besteht.
2. Es handelt sich um einen Entwicklungsroman, der über die Auseinandersetzung mit der historischen Johanna eine Perspektive aufzeigt, die zurück ins Leben führt.

In diesem Sinne Podium frei für unsere Felicitas Hoppe, die nun schon zum zweiten Mal sich die Zeit genommen hat, in diesem Kulturzentrum eine ihrer Figuren zum Sprechen zu bringen.


Fotos: © Peter Worm

Do. 23. September 2004
20.00 Uhr
Felicitas Hoppe (Berlin) liest
»Picknick der Friseure«
Geschichten

Dichterlesung und Gespräch mit der Autorin


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Buchcover, Felicitas Hoppe "Picknick der Friseure"


Väter und Mütter, Brüder und Schwestern, Liebhaber, Dirigenten und Friseure, ein Steward und singende Matrosen sowie König, Diplomat und Dichter, ja mehr noch: Sommerverbrecher, Ritter und Duellanten - das sind die manchmal märchenhaften Figuren aus Felicitas Hoppes Slapstick-Geschichten: "Sie singen von Ländern, in denen sie nicht gewesen sind, und von Orten, die wir auf dieser Reise nicht mehr erreichen werden."

»Picknick der Friseure« (1996) ist ihr zweites Buch, mit dem sie die Leserinnen und Leser zu subversivem Spiel mit der Phantasie einlädt.

Felicitas Hoppe »Picknick der Friseure« 23.9.2004_1

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Felicitas Hoppe »Picknick der Friseure« 23.9.2004_4

Felicitas Hoppe und Mira Maase, 23.9.2004_5

Felicitas Hoppe und Mira Maase, 23.9.2004_6

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Felicitas Hoppe »Picknick der Friseure« 23.9.2004_11
Felicitas Hoppe »Picknick der Friseure« 23.9.2004_12
Fotos: © Peter Worm


Biographie

Felicitas Hoppe

Felicitas Hoppe,
geboren 1960 in Hameln, studierte Literatur, Rhetorik und Religionswissenschaft in Tübingen, Berlin, Rom und in den USA. Sie arbeitete als Dramaturgin und Journalistin , sie veröffentlichte Beiträge im "Rowohlt Literaturmagazin", in der "Frankfurter Rundschau", im WDR und SWF.
Sie erhielt mehrere literarische Auszeichnungen, darunter 1996 den "Aspekte"-Literaturpreis des ZDF, 2004 den Heimito-von-Doderer-Literaturpreis, den Nicolas Born-Preis des niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, den Spycher Literaturpreis Leuk 2004, den Brüder Grimm-Preis der Stadt Hanau 2005 und den Bremer Literaturpreis 2007.
Felicitas Hoppe lebt seit 1986 als freie Autorin in Berlin.
Veröffentlichungen u.a.: »Frühstück der Friseure«, Erzählungen (1996); »Pigafetta«, Roman (1999); »Paradiese, Übersee«, Roman (2003); »Verbrecher und Versager« fünf Porträts (2004); »Johanna« (2006); »Iwein Löwenritter« (2008); »Sieben Schätze« Augsburger Vorlesungen (2009).


Internet Felicitas Hoppe: Mein Lieblingsbuch: »Grimms Märchen«
(in FAZ 27.7.2004)

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